(11-08-2025, 16:51)Farius schrieb: Lieber Ulan,
auch Du bist nicht identisch mit Deiner Leiche.
Was fuer eine banale Feststellung, zu der Dir auch schon Ekkard gesagt hat, was dazu zu sagen ist. Ich lebe, meine zukuenftige Leiche nicht. "Leben" ist ein Sammelbegriff fuer unzaehlige ineinandergreifende bio- und elektrochemische Prozesse, und die werden im Tod nach und nach beendet.
(11-08-2025, 16:51)Farius schrieb: Da gibt es den göttlichen, lebenspendenden Funken, der eingebettet ist in der Seele.
Du sagst das im Brustton der Ueberzeugung, obwohl es dafuer exakt null Evidenz gibt. "Seele" ist erst einmal nichts weiter als eine menschliche Idee, genau wie Dein "goettlicher Funke".
(11-08-2025, 16:51)Farius schrieb: (Bei Kohelet ev. = Atem). Solange der Mensch lebt, ist seine Seele über die silberne Schnur mit dem Leib verbunden, wird die Schnur getrennt, tritt unverzüglich der Tod ein - aber nur für den Leib.
Ach, jetzt wird hier ein poetisches Bild, wie der damalige Autor sich den Unterschied zwischen Leben und Tod vorstellte, ploetzlich zu einem gueltigen Lehrsatz. Tut mir leid, das ist er nicht. Heute wissen wir, was Atem ist, und den produzieren wir selbst; den haucht uns niemand ein.
(11-08-2025, 16:51)Farius schrieb: Als Wissenschaftler müsstest Du Dir mindestens die Möglichkeit, dass dem so ist, offenhalten - denn wenn es dann trotzdem weitergeht, sitzest Du vielleicht ganz schön in der Tinte.
Jetzt kommt wieder der drohende Zeigefinger. Pascals Wette ist ein Trugschluss, da er die impliziten Kosten in seiner Rechnung vergessen hat. Warum sollte ich denn in der Tinte sitzen? Ich muss mir zumindest jetzt keine Fantasiegebilde aneignen, um mir mein Leben schoen zu reden.
Es ist doch offensichtlich, wie diese alten Texte entstanden und warum. Sie sind ein kulturelles Erbe und sprechen uns durchaus auch mal auf einer emotionalen Ebene an. In dieser Hinsicht haben sie dann auch Bedeutung fuer unser Leben. Aber alles, was ueber das "Menscheln" hinausgeht, hat eine Existenz nur als Idee.


