Immer wieder hört man (auch von Nichtchristen), dass das Christentum wieder zur Gütergemeinschaft zurückkehren möge
Christentum und Theologie > Armutsgebot oder nur Armutsideal > Beitrag #2
Fragen:
Lebte das Urchristentum zur Zeit der Apostel in Gütergemeinschaft ?
Gab es nach dem Tod der Apostel irgendwo Gemeinden, die in Gütergemeinschaft lebten ?
Wie lange existierten diese ?
Gibt es heute irgendwo auf der weiten Welt eine urchristlich organisierte Gemeinde, die in Gütergemeinschaft lebt ?
Was wäre unter "Gütergemeinschaft" zu verstehen ?
Es ist problematisch, wenn zentrale wirtschaftliche Einrichtungen - also Unternehmen, in denen nicht nur Familienangehörige, sondern auch familienfremde Arbeitnehmer beschäftigt werden, sowie Mietshäuser, die Wohnraum bieten - privat und damit gewinnorientiert betrieben werden.
Es stellt sich die Frage, ob diese Form von Eigentum mit dem Gemeinwohl vereinbar ist. Kleine Familienbetriebe, in denen ausschließlich Angehörige arbeiten, sind freilich unbedenklich
Das Christentum mahnt, dass Eigentum stets auch der Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft dienen muss. Deshalb ist es wichtig, Besitz so zu gestalten, dass er dem Gemeinwohl und der Solidarität dient - besonders wenn es um grundlegende Bedürfnisse wie Arbeit, Wohnraum sowie Anbau und Verarbeitung von Lebensmitteln geht
Wie in der Apostelgeschichte beschrieben wird: "Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte." (Apostelgeschichte 2,44–45 EÜ). Dieses Beispiel erinnert uns daran, dass Teilen und Gemeinwohl wichtige Prinzipien christlichen Handelns sind
Allerdings war das zu Lebzeiten der Apostel !
Es stellt sich die Frage, ob Gütergemeinschaft heute erstrebenswert ist. Wenn man nicht das "baldige Ende" erwartet, ist das nicht durchführbar
Damals - zur Zeit der Apostel - erwarteten ja alle Christen den ganz großen Knall
Da war es doch wirklich sinnlos, den Sohn einen Beruf erlernen zu lassen. Wozu das Kind quälen? Soll doch spielen den ganzen Tag.
Wenn jemand heute seinen Sohn ins Gymnasium gibt, dann wohl deshalb, weil er eben nicht an das "baldige Ende" glaubt !
Denn im Paradies braucht man kein Latein, keine Mengenlehre, keine Algebra, kein Abrakadabra
, keine Relativitätstheorie . . .
Ich denke halt, dass sich die Verhältnisse des ersten Jahrhunderts nicht auf heute übertragen lassen
Damals galt es wohl zurecht als Glaubensabfall, den Sohn Latein lernen zu lassen - die Sprache der Römer!
Heute brauchst du aber Latein - sofern du nicht mathematisch interessiert oder handwerklich geschickt bist
Und eine echte Gütergemeinschaft lässt sich doch heute gar nicht organisieren.
Das war vor 2000 Jahren noch leicht möglich, da gab es viel unbewohntes Land!
Heute leben die Amish nach dem Prinzip "Jeder sorgt für sich und hilft den anderen, wenn es nötig ist", nicht nach dem Modell "Alles gehört allen"
Sie haben also keine Gütergemeinschaft
Sie haben privates Eigentum - jede Familie besitzt ihr eigenes Haus, Land, Werkzeuge, Vieh usw.
Allerdings ist ihr Gemeinschaftssinn sehr stark ausgeprägt, und es gibt ausgeprägte Formen gegenseitiger Hilfe:
Wenn jemand krank wird, helfen Nachbarn auf dem Feld oder im Haushalt
Beim "Barn Raising" (Scheunenbau) errichtet die ganze Gemeinschaft gemeinsam ein neues Gebäude für eine Familie
Es gibt gemeinsame Kassen ("Mutual Aid Funds", eine Art Versicherungen auf Gegenseitigkeit), aus denen im Notfall geholfen wird, z. B. bei hohen Arztkosten
Ältere oder bedürftige Mitglieder werden von der Gemeinschaft versorgt (aber für Afrika wird nicht gespendet!)
Warum sie keine Gütergemeinschaft haben, weiß ich nicht. Gute Frage!
Vielleicht haben sie es schon mal vor etlichen Generationen ausprobiert und es hat sich nicht bewährt
Ihr Modell ist jedenfalls vorbildlich !
Sehr lobenswert ist, dass es bei den Amish keine spielsüchtigen Kinder gibt
Warum sie keine Gütergemeinschaft haben ?
Mangel an Glauben ist es sicher nicht
Christentum und Theologie > Armutsgebot oder nur Armutsideal > Beitrag #2
(22-07-2025, 17:57)Farius schrieb: Die Kirche hat ab dem 5. Jh. von der Idee der Gütergemeinschaft Abstand genommen
Fragen:
Lebte das Urchristentum zur Zeit der Apostel in Gütergemeinschaft ?
Gab es nach dem Tod der Apostel irgendwo Gemeinden, die in Gütergemeinschaft lebten ?
Wie lange existierten diese ?
Gibt es heute irgendwo auf der weiten Welt eine urchristlich organisierte Gemeinde, die in Gütergemeinschaft lebt ?
Was wäre unter "Gütergemeinschaft" zu verstehen ?
Es ist problematisch, wenn zentrale wirtschaftliche Einrichtungen - also Unternehmen, in denen nicht nur Familienangehörige, sondern auch familienfremde Arbeitnehmer beschäftigt werden, sowie Mietshäuser, die Wohnraum bieten - privat und damit gewinnorientiert betrieben werden.
Es stellt sich die Frage, ob diese Form von Eigentum mit dem Gemeinwohl vereinbar ist. Kleine Familienbetriebe, in denen ausschließlich Angehörige arbeiten, sind freilich unbedenklich
Das Christentum mahnt, dass Eigentum stets auch der Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft dienen muss. Deshalb ist es wichtig, Besitz so zu gestalten, dass er dem Gemeinwohl und der Solidarität dient - besonders wenn es um grundlegende Bedürfnisse wie Arbeit, Wohnraum sowie Anbau und Verarbeitung von Lebensmitteln geht
Wie in der Apostelgeschichte beschrieben wird: "Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte." (Apostelgeschichte 2,44–45 EÜ). Dieses Beispiel erinnert uns daran, dass Teilen und Gemeinwohl wichtige Prinzipien christlichen Handelns sind
Allerdings war das zu Lebzeiten der Apostel !
Es stellt sich die Frage, ob Gütergemeinschaft heute erstrebenswert ist. Wenn man nicht das "baldige Ende" erwartet, ist das nicht durchführbar
Damals - zur Zeit der Apostel - erwarteten ja alle Christen den ganz großen Knall
Da war es doch wirklich sinnlos, den Sohn einen Beruf erlernen zu lassen. Wozu das Kind quälen? Soll doch spielen den ganzen Tag.
Wenn jemand heute seinen Sohn ins Gymnasium gibt, dann wohl deshalb, weil er eben nicht an das "baldige Ende" glaubt !
Denn im Paradies braucht man kein Latein, keine Mengenlehre, keine Algebra, kein Abrakadabra

Ich denke halt, dass sich die Verhältnisse des ersten Jahrhunderts nicht auf heute übertragen lassen
Damals galt es wohl zurecht als Glaubensabfall, den Sohn Latein lernen zu lassen - die Sprache der Römer!
Heute brauchst du aber Latein - sofern du nicht mathematisch interessiert oder handwerklich geschickt bist
Und eine echte Gütergemeinschaft lässt sich doch heute gar nicht organisieren.
Das war vor 2000 Jahren noch leicht möglich, da gab es viel unbewohntes Land!
Heute leben die Amish nach dem Prinzip "Jeder sorgt für sich und hilft den anderen, wenn es nötig ist", nicht nach dem Modell "Alles gehört allen"
Sie haben also keine Gütergemeinschaft
Sie haben privates Eigentum - jede Familie besitzt ihr eigenes Haus, Land, Werkzeuge, Vieh usw.
Allerdings ist ihr Gemeinschaftssinn sehr stark ausgeprägt, und es gibt ausgeprägte Formen gegenseitiger Hilfe:
Wenn jemand krank wird, helfen Nachbarn auf dem Feld oder im Haushalt
Beim "Barn Raising" (Scheunenbau) errichtet die ganze Gemeinschaft gemeinsam ein neues Gebäude für eine Familie
Es gibt gemeinsame Kassen ("Mutual Aid Funds", eine Art Versicherungen auf Gegenseitigkeit), aus denen im Notfall geholfen wird, z. B. bei hohen Arztkosten
Ältere oder bedürftige Mitglieder werden von der Gemeinschaft versorgt (aber für Afrika wird nicht gespendet!)
Warum sie keine Gütergemeinschaft haben, weiß ich nicht. Gute Frage!
Vielleicht haben sie es schon mal vor etlichen Generationen ausprobiert und es hat sich nicht bewährt
Ihr Modell ist jedenfalls vorbildlich !
Sehr lobenswert ist, dass es bei den Amish keine spielsüchtigen Kinder gibt
Warum sie keine Gütergemeinschaft haben ?
Mangel an Glauben ist es sicher nicht