30-07-2025, 22:05
(30-07-2025, 15:08)Noumenon schrieb: So schaut die nackte und schonungslose Wahrheit aus...
Nein, die nackte und schonungslose Wahrheit ist noch wesentlich düsterer als das. Wenn wir das Problem mit der Erderwärmung in den Griff bekommen wollen, dann müsste unsere gesamte westliche Gesellschaft ihren Lebensstil radikal verändern im Sinne vom simplifizieren. Etwas zugespitzt gesagt müssten wir was Konsum usw. angeht auf ein vorindustrielles Niveau zurück kehren. Und selbst dann wäre nur noch eine Schadensbegrenzung möglich, weil bereits jetzt schwerwiegende Umweltkatastrophen und sonstige Folgen der Erderwärmung wie der steigende Meeresspiegel usw. nicht mehr abwendbar, bestenfalls noch leicht abzumildern und abzufedern sind.
Wem soll man so etwas verkaufen? Wir sollen also alle unseren modernen Lebensstil, mit dem wir aufgewachsen sind bzw. an den wir uns gewöhnt haben, freiwillig und präventiv aufgeben, nur um sinnbildlich gesprochen den Hurricane der Stufe 5 noch auf Stufe 4 abzumildern? Unsere Gesellschaft ist so verwöhnt, dass sie nicht mal auf 10% der Privilegien verzichten würde, selbst wenn dadurch noch wirklich etwas gerettet werden könnte.
Also werden wir eben weiter machen wie gewohnt, bis sich die Sache ganz von alleine regeln wird, weil eben die notwendige Simplifizierung des Lebensstils durch die Katastrophe selber herbeigeführt wird, dann natürlich wesentlich desaströser und chaotischer, als wenn es auf geplante Weise geschehen wäre, aber es ist, so wie sich die Sache darstellt, das wahrscheinlichste Szenario.
Im Übrigen ist mir bewusst, dass sich das jetzt gelesen hat wie ein Drehbuch zu einem dystopischen Hollywoodfilm. Das liegt daran, dass wir in unserer Gesellschaft einem Phänomen verfallen sind, das ich Energieblindheit nenne. Uns ist einfach nicht klar, wie abhängig unser ganzer Lebensstil von einer super-ausgeklügelten Produktionskette, Lieferkette und insbesondere dem scheinbar unendlichen Nachschub an fossilen Brennstoffen ist. Wenn dieses fragile System an einer oder mehreren Stellen empfindlich aus dem Gleichgewicht kommt, dann wird die große Simplifizierung, wie man an nennen könnte, von ganz alleine kommen.
Vernünftiger wäre es natürlich, jetzt schon auf freiwilliger Basis damit anzufangen, damit der Übergang einigermaßen geregelt und geordnet wird. Aber wer würde denn mit einem solchen Programm zu einer Wahl antreten? Und wer würde jemanden wählen, der ein solches Programm anbietet? Genau da liegt das unlösbare Problem bei dieser Sache.