(01-07-2025, 21:05)Ekkard schrieb: Du solltest in Betracht ziehen, dass "ewiges Leben" ein fester Begriff im alten Israel war und "vollendetes Leben" bedeutet. Im Gegensatz dazu hat das deutsche "ewig" eine überzeitliche Dimension oder einfach "immerwährend", was mutmaßlich nicht gemeint war.
Danke für diesen wertvollen Input
Das ist ja wirklich hochinteressant!
Ich hatte vage geahnt, dass auch hier ein "Übersetzungssproblem" vorläge
Somit ist das deutsche "ewig" hier eine Falschübersetzung
Gibt es da Quellen, dass "ewiges Leben" im alten Israel die Bedeutung von "vollendetes Leben" hatte?
Somit wäre bei der Erstellung der Septuaginta dieser Fehler reingerutscht
Da wurden ja viele altgriechische Begriffe (Hades, Angelos, Psyche) in den Tanach geholt und über ganz andere althebräische Begriffe (Scheol, Malach, Nefesch) gestülpt
Vielleicht war es mit dem altgriechischen Begriff aiōnios auch so ?
Mit aiṓn konnte sowohl eine begrenzte Epoche als auch eine unendliche Zeitspanne gemeint sein - der Kontext entschied
Das deutsche Wort "Äonen" stammte ebenfalls aus dem Altgriechischen und bedeutet keineswegs Ewigkeiten, sondern sehr lange Zeiträume: "seit Äonen . . ."
Wir haben hier eine Begriffsvermengung vorliegen
Althebräisch wäre "vollendetes Leben" gemeint (bitte um weitere Info!)
Mit altgriech. aiṓn konnte - je nach Kontext - sowohl eine begrenzte Epoche als auch eine unendliche Zeitspanne gemeint sein
Deutsch Äonen bedeutet: sehr lange Zeiträume
Deutsch ewig bedeutet: unendlich lange
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Die Thora ist auf Althebräisch geschrieben, eine Sprache der altsemitischen Begriffswelt
In den ältesten Texten der Bibel (z. B. der Thora) liegt der Fokus auf diesseitigem Leben: Segen, langes Leben, viele Nachkommen, Wohlstand im Land Israel. Das war die Hauptform göttlicher Belohnung.
Tod galt als natürlicher Abschluss des Lebens, der für alle Menschen unvermeidlich war.
Es gibt keine konkrete Hoffnung auf individuelles Weiterleben nach dem Tod.
Erst im späteren Judentum entwickelten sich Ideen von Auferstehung und ewigem Leben, v. a. in apokalyptischen Texten.
"Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu." Daniel 12,2 (Einheitsübersetzung)
Der Begriff "ewiges Leben" im alten Israel hatte also keine einheitliche Bedeutung und war in der frühen Phase kaum präsent. Erst in späteren Jahrhunderten wuchs die Vorstellung, dass Gottes Gerechtigkeit auch über den Tod hinaus wirksam sein müsse - und daraus entwickelte sich die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben für die Gerechten.
Die Tempelaristokratie der Priesterschaft von Jerusalem waren die Sadduzäer - diese blieben beim alten Glauben der Thora und glaubten nicht an die Auferstehung
Dies wird im NT erwähnt
Dies schreibt auch Flavius Josephus in "Jüdischer Krieg", Buch 2, Kapitel 8, §14
"Die Sadduzäer [...] glauben, dass die Seele mit dem Leib vergeht."
Die Vorstellung der Pharisäer von einer unsterblichen Seele war bei den Griechen präsent, aber auch bei anderen Völkern

