07-06-2025, 13:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07-06-2025, 13:15 von dorjesempa.)
(07-06-2025, 09:49)Ulan schrieb:(07-06-2025, 09:40)dorjesempa schrieb: Danke! - Ach, ist das hier umständlich!
Ja, besonders nutzerfreundlich ist das Schreiben hier nicht.
Wie stellt man sich das Leben eines solchen Laien-Mitglieds des von Dir beschriebenen Ordens vor? Das ist dann doch sehr aehnlich zu normalen Mitgliedern anderer Religionen, weniger dem, was man sich unter Orden vorstellt, oder?
Ja und nein.
Zuerst war man im Freundeskreis und besuchte die Veranstaltungen, spirituellen Praktiken und Vorlesungen.
Falls man noch nicht Zuflucht genommen hatte, konnte man das nach frühestens einem Jahr Bedenkzeit tun.
Falls man dann die engere Mitgliedschaft anstrebte, konnte man nach einiger Zeit, das war so ab nach zwei Jahren, die Ordenskandidatur anstreben. Es gab eine feierliche Aufnahme, bei der man dabei die Bodhisattvagelübde ablegte und einen neuen Namen bekam, und man bekam eine Kette mit Emblem (die habe ich noch). Alsdann musste man auch die Puja, die zentrale Zeremonie, durchführen.
Nach zwei Jahren dann, da konnte man die vollen Ordensgelübde ablegen, und man bekam erneut einen neuen Namen (den endgültigen). Dazu musste man sich einen ganzen Tag schweigend zurückziehen. Sowas geschah innerhalb unserer jährlichen Exerzitien, die für gewöhnlich Anfang August stattfanden und eine Woche dauerten, dazu trafen wir uns im Haus der Stille, Roseburg bei Büchen, in Schleswig-Holstein.
Wir waren zwar alle ganz normale Bürger, also Studenten, Akademiker und alle möglichen Berufe waren da vertreten, schwerpunktmäßig viel im sozialen Bereich. Aber wer Kandidat werden wollte, oder volles Ordensmitglied, der bekam schwierige Aufgaben. Themen ausarbeiten, Referate halten, Diskussionsgruppen bilden und dergleichen. Es war nicht wie bei gewöhnlichen Laien. Die Gemeinschaft war klein, in den Neunzigern waren es noch ungefähr fünfzig. Zehn Jahre später vielleicht nur noch 15-20.
Der erste Nachfolger von Lama Anagarika Govinda, Dr. Karl-Heinz Gottmann, erstellte für uns Studienlektüre über den Buddhismus von A-Z. Diese Lektüre musste man gewissenhaft durcharbeiten. Hier nur kurz: Teil 1: "Einführung in den Grundkurs", Teil 2: "Vorbuddhistische Religiosität im indischen Kulturraum", Teil 3: "Denker und Mystiker zur Zeit des Buddha", Teil 4 (kann ich gerade nicht finden, weiß nicht, wo ich das verlegt habe)*) Teil 5: "Schulen und Sekten des indischen Hinayana-Buddhismus", Teil 6: "Das frühe Mahayana", Teil 7: "Die frühe Madhyamaka und das Leben, die Werke und die Wirkung des Nagarjuna, Teil 8, Band 1: "Der Yogacara" - tja, und mehr habe ich nicht, ich weiß nicht, ob das überhaupt weitergeführt wurde, ich glaube eher nicht, denn als Dr. Karl-Heinz Gottmann gestorben war, war der Rest der Gemeinschaft nicht mehr stabil und löste sich dann auf. Aber zwischen dieser Hauptlektüre gab es weitere umfangreiche Speziallektüre, die zum Teil auch von anderen Mitgliedern erstellt und von der Leitung abgesegnet wurden, z. B. Speziallektüre über die Grundlagen des Mandala, über den Borobodur u. ä. Darüberhinaus einen Leitfaden für Ordenskandidaten.
*)Da geht es nach meiner Erinnerung um den Buddha und seine Gemeinschaft selbst, und wie sich dies alles entwickelt hat.
Also, das war alles nicht so einfach, wenn man gleichzeitig ein normales Leben führte mit 8-Stunden-Tag, Familie und sonstigen normalen Verpflichtungen.
Also ungefähr 2 von 6 Wochen Urlaub verbrachte man dort.
Aber es gab auch Freundesgruppen, die sich z. B. monatlich trafen. In Berlin gab es eine, in Landshut und in der Nähe von Stuttgart, außerdem in Detmold. Und eine in Malmö/Schweden.
So, jetzt muss ich abbrechen, habe einen Termin. Bis bald.