04-06-2025, 15:44
(Zitat Sinai)
"Dann schreib bitte, was mit Nirwana gemeint ist. Ich kann mir darunter auch nichts vorstellen, und so wie ich das beobachte, kann sich niemand im Westen etwas darunter vorstellen, egal ob Christ oder nicht"
Du hast nicht gefragt, welche Auffassung über Nirwana bei Theravada, und welche darüber im Mahayana herrscht. Nun gut.
Theravada sieht Nirwana als das endgültige Erlöschen von Leiden und Wiedergeburt. Es ist ein Zustand völliger Befreiung von allen weltlichen Bindungen, der durch individuelle Praxis und Weisheit erreicht wird. Das Ziel ist die persönliche Erleuchtung, oft als Arhat-Zustand beschrieben, bei dem das eigene Leiden vollständig überwunden wird.
Es scheint im Theravada so, als ob Nirwana ein sehr schwer zu erreichendes Ziel sei.
Mahayana hingegen betrachtet Nirwana nicht nur als persönliches Ziel, sondern als etwas, das mit Mitgefühl für alle Wesen verbunden ist. Statt sich ausschließlich auf die eigene Befreiung zu konzentrieren, strebt ein Bodhisattva danach, anderen zu helfen, bevor er selbst ins Nirwana eintritt. Mahayana sieht Nirwana oft als untrennbar mit Samsara verbunden – das heißt, Erleuchtung bedeutet nicht das völlige Verlassen der Welt, sondern das Erkennen der wahren Natur der Realität. Durch die Hinwendung zu den Mitwesen verliert sich das Ziel des Nirwana aus dem Fokus, und kommt dann gerade durch die Hintertür wieder rein, wenn man es am wenigsten erwartet (am krassesten im Zen beschrieben).
Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der Praxis wider: Theravada legt großen Wert auf Meditation und individuelle Disziplin, während Mahayana eine breitere Palette von Methoden anbietet, darunter das Vertrauen auf "erleuchtete Wesen" und das Streben nach universellem Mitgefühl.
Die Erleuchteten Wesen habe ich hier in Anführungsstriche gesetzt, weil es sich nicht um zu verehrende Götter handelt, sondern um einen visualisierten Idealzustand, sozusagen als gereinigte Form aus unseren Fehlern und Anhaftungen (Kleshas, Verunreinigungen). Zur Erleichterung der Visualisation stellt man sich diese Eigenschaften in Gestaltform vor.
Theravada-Anhänger vertreten zu Recht die Auffassung, dass kein Blinder einen Blinden führen kann, und man darum zuerst für sich selbst die Erleuchtung anstreben muss, bevor man Andere auf den Weg bringen kann.
Mahayana/Vajrayana-Anhänger dagegen haben einen komplexeren Ansatzpunkt. Liebe, Mitgefühl, Hingabe und Verehrung spielen eine größere Rolle, wohlwissend, selbst unvollkommen zu sein, und trotzdem gleichzeitig den Mitwesen helfen zu wollen (trotz Unvollkommenheit zur Erleuchtung zu helfen), den Weg gemeinsam zu gehen.
Auf den ersten Blick scheint es so, als ob beide Vorgehensweisen konträr zueinander seien, aber das ist nicht so, das ist eine Täuschung. In Wirklichkeit gehen beide Hand in Hand. Dieses kann man aber nur verstehen, wenn man selber praktiziert und Erfahrungen macht.
Die meisten buddhistischen Gruppen bleiben leider unter sich, was ich sehr schade finde. Meiner Meinung nach könnten sich Theravada und Mahayana durch Begegnungen und Austausch gegenseitig bereichern und voneinander profitieren.
"Dann schreib bitte, was mit Nirwana gemeint ist. Ich kann mir darunter auch nichts vorstellen, und so wie ich das beobachte, kann sich niemand im Westen etwas darunter vorstellen, egal ob Christ oder nicht"
Du hast nicht gefragt, welche Auffassung über Nirwana bei Theravada, und welche darüber im Mahayana herrscht. Nun gut.
Theravada sieht Nirwana als das endgültige Erlöschen von Leiden und Wiedergeburt. Es ist ein Zustand völliger Befreiung von allen weltlichen Bindungen, der durch individuelle Praxis und Weisheit erreicht wird. Das Ziel ist die persönliche Erleuchtung, oft als Arhat-Zustand beschrieben, bei dem das eigene Leiden vollständig überwunden wird.
Es scheint im Theravada so, als ob Nirwana ein sehr schwer zu erreichendes Ziel sei.
Mahayana hingegen betrachtet Nirwana nicht nur als persönliches Ziel, sondern als etwas, das mit Mitgefühl für alle Wesen verbunden ist. Statt sich ausschließlich auf die eigene Befreiung zu konzentrieren, strebt ein Bodhisattva danach, anderen zu helfen, bevor er selbst ins Nirwana eintritt. Mahayana sieht Nirwana oft als untrennbar mit Samsara verbunden – das heißt, Erleuchtung bedeutet nicht das völlige Verlassen der Welt, sondern das Erkennen der wahren Natur der Realität. Durch die Hinwendung zu den Mitwesen verliert sich das Ziel des Nirwana aus dem Fokus, und kommt dann gerade durch die Hintertür wieder rein, wenn man es am wenigsten erwartet (am krassesten im Zen beschrieben).
Diese Unterschiede spiegeln sich auch in der Praxis wider: Theravada legt großen Wert auf Meditation und individuelle Disziplin, während Mahayana eine breitere Palette von Methoden anbietet, darunter das Vertrauen auf "erleuchtete Wesen" und das Streben nach universellem Mitgefühl.
Die Erleuchteten Wesen habe ich hier in Anführungsstriche gesetzt, weil es sich nicht um zu verehrende Götter handelt, sondern um einen visualisierten Idealzustand, sozusagen als gereinigte Form aus unseren Fehlern und Anhaftungen (Kleshas, Verunreinigungen). Zur Erleichterung der Visualisation stellt man sich diese Eigenschaften in Gestaltform vor.
Theravada-Anhänger vertreten zu Recht die Auffassung, dass kein Blinder einen Blinden führen kann, und man darum zuerst für sich selbst die Erleuchtung anstreben muss, bevor man Andere auf den Weg bringen kann.
Mahayana/Vajrayana-Anhänger dagegen haben einen komplexeren Ansatzpunkt. Liebe, Mitgefühl, Hingabe und Verehrung spielen eine größere Rolle, wohlwissend, selbst unvollkommen zu sein, und trotzdem gleichzeitig den Mitwesen helfen zu wollen (trotz Unvollkommenheit zur Erleuchtung zu helfen), den Weg gemeinsam zu gehen.
Auf den ersten Blick scheint es so, als ob beide Vorgehensweisen konträr zueinander seien, aber das ist nicht so, das ist eine Täuschung. In Wirklichkeit gehen beide Hand in Hand. Dieses kann man aber nur verstehen, wenn man selber praktiziert und Erfahrungen macht.
Die meisten buddhistischen Gruppen bleiben leider unter sich, was ich sehr schade finde. Meiner Meinung nach könnten sich Theravada und Mahayana durch Begegnungen und Austausch gegenseitig bereichern und voneinander profitieren.

