04-06-2025, 15:16
(04-06-2025, 14:13)Sinai schrieb:(04-06-2025, 06:51)dorjesempa schrieb: Die einzige Frage verbleibt dann noch: warum nur ist diese Welt der Phänomene entstanden? Das ist das Rätselhafteste überhaupt. Nach hinduistischer Ansicht ist es ein "göttliches Spiel"
Also glaubt ihr unterbewusst doch an Götter oder Gott
Ja, es stimmt, dass Hindus an Götter oder an einen Gott glauben. Aber zu den Hindus zähle ich mich nicht. Wen meinst Du mit "ihr"?
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Hindus ihre Götter einordnen.
Im Buddhismus jedenfalls herrscht die Auffassung, dass Götter vorübergehend erscheinende Wesen sind, und dass sie auch ihre Rolle vorübergehend spielen. Zum Beispiel die Rolle eines Indra, oder eines Suriya. Aber ein Götterleben kann Millionen Jahre dauern; nichtsdestotrotz ist auch dieses endlich. Da ein Götterleben äußerst komfortabel ist, ist es nach buddhistischer Auffassung sehr gefährlich, darum gilt es als - mit Abstand gegen alle anderen Möglichkeiten - vorzuziehen, als Mensch wiedergeboren zu werden, Plan B sozusagen.
Ob das mit der hinduistischen Auffassung übereinstimmt, ist mir nicht klar, undzwar deswegen, weil der Hinduismus so vielfältig ist, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um es gründlich genug studieren zu können. Eigentlich ist mir nur bekannt, dass Hindus sich davor fürchten, als Tier wiedergeboren zu werden, und als Gott wiedergeboren zu werden erscheint ihnen sehr attraktiv; doch scheint mir, dass ich da nicht umfassend informiert bin und dieses doch wohl eher im einfachen Volksglauben vorherrscht.
Darüberhinaus ist der Hinduismus sehr dynamisch und darum heutzutage ganz anders als vor 2000 oder 4000 Jahren.
Da gibt es die Lehre des Shankara, die, wenn ich es richtig verstanden habe, vor allem die Formlosigkeit in den Vordergrund stellt und darum einen einzigen Gott, aber auch die Untergötter, für letztendlich irrelevant hält.
Andere dagegen schwelgen nur so in ihrer vielfältigen Götterwelt, so dass man hier mit Recht sagen kann, es gibt so viele Götter, wie es deren Verehrer gibt. Zwei große Grundlinien sind die Shiva-Anhänger und die Vishnu-Anhänger. Zu den Vishnu-Anhängern zählen zum Beispiel die Krishna-Verehrer, weil, je nach Auffassung, Krishna entweder eine Inkarnation Vishnus ist - oder umgekehrt. Bei den Krishna-Verehrern gilt Krishna als der Höchste Persönliche Gott, alles andere ist ihm untergeordnet in der Weise, als es Emanationen in getarnter Form von ihm sind. Das Ziel ist, mit Krishna zu verschmelzen, durch unermessliche Hingabe (Bhakti-Yoga). Das Bild, dass Vishnu durch die Zeitalter schläft in seinem Bett, und dabei die Multiversen ein- und ausatmet, ist auch bei den Krishna-Anhängern bekannt, spielt dort aber nicht die erste Rolle.
Abgesehen davon hat noch jede Familie ihren eigenen Familiengott. Wenn ein Paar heiratet, zieht die Frau aus, muss ihren Familiengott aufgeben und nimmt den Familiengott ihrer Schwiegerfamilie an.
Das soll hier nur eine winzige Kostprobe sein, denn die Phantasie über Götter ist im Hinduismus unendlich! Shankara ist da mit seiner Philosophie ein richtiger "Rausreißer", gleichzeitig rundet er durch seine dazu paradoxe Lehre die Vielfalt im Hinduismus nur ab.
Vielleicht liest hier ein echter Hindu mit und kann mich korrigieren, das würde mich sehr freuen.