27-06-2007, 11:20
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27-06-2007, 11:23 von Alanus ab Insulis.)
Selene schrieb:Wenn man bedenkt, das im ausklingenden Mittelalter so bedeutende Männer wie Botticelli, da Vinci oder Michelangelo wirkten, können die Menschen nicht so ungebildet gewesen sein.
Dieses Argument kann wohl kaum für das mittelalter herangezogen werden, denn keine deiner drei Bezugspersonen lebte im Mittelalter. Botticellis, da Vinci und Michelangelo lebten alle im Zeitalter der Renaissance, sprich im 15. Jahrhundert (Michelangelo sogar bis in die Hochrenaissance des frühen 16. Jh.).
Selene schrieb:Die meisten Priester wurden in Klöstern erzogen und dort wurde lesen und schreiben gelehrt.
Immerhin oblag im frühen Mittelalter, vor dem Buchdruck, den Priestern die Aufgabe, Bücher abzuschreiben und somit zu kopieren, zu vervielfältigen.
Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube.
Es stimmt zwar, dass die Klöster, besonders die monastischen Abteien des Benediktinderorden, aber auch Dominikaner und andere, das Bildungsmonopol schlechthin hatten, doch wurden dort in aller Regel nur die Ordenspriester ausgebildet.
Man muss sich immer vor Augen halten, erst das Konzil von Trient (1545-1563), dass die Gegenreformation einleitet, schreibt bindend vor, dass ein Priester ein Hochschulstudium abschließen soll, welches nicht einmal Theologie sein muss . Es konnte genauso gut Kanonistik, Jura, Naturwissenschaften oder anderes sein. Daraus lässt sich ableiten, dass viele Priester des Säkularklerus ungebildet waren und vor dem Konzil nicht mehr Kentnisse hatten als die meisten Laien. In der Tat im Gegensatz zum teilweise Hochgeildeten Ordensklerus, besonders des Dominikanerordens, der mehrere führende Theologen besaß.
Sicher sie (die Säkularpriester) konnten ein bischen lesen, auch Latein, aber in aller Regel nur die Messtexte ihres Missales. Aber gerade diese sind der Dreh- und Angelpunkt des Gottesdienstlichen Vollzuges gewesen, eine wirkliche Vollbibel, war unerschwinglich für eine einfache Pfarrei.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

