21-06-2007, 11:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21-06-2007, 11:17 von Alanus ab Insulis.)
Fritz schrieb:1. mit "Vetus latina" oder "Vetus Itala" wurden ganz verschiedene alt- und neutestamentliche Textübertragungen in Altlatein sehr wechselhafter, oft bescheidener Qualität bezeichnet. Sie blieben noch lange nach der Neuübersetzung des Hieronimus im Gebrauch (viele Jahrhunderte ... und wurden auch weiterhin vervielfältigt und tradiert. [...]
3. Die Vulgata setzte sich nur sehr langsam und lückig durch. Bis ins 9. JH. waren reichlich Vetus-Latina-Codici verbreitet.
Ich habe nichts anderes behauptet.
Die Vetus Latina und ihre Codices sind durchaus bis ins 8Jh. stark benutzt und tradiert worden, bis sich dann die Vulgata im allgemeinen durchsetzt. Auffallend, dass dies eben in die Zeit der karolingischen Reformen fällt. Da die Vulgata sich besonders unter den führenden fränkischen Theologen durchgesetzt hatte und Karl auf einen Vereinheitlichung der Bibelschriften drängte, nicht zuletzt um das Potenzial der Häresie zu schmälern und Aufruhr in seinem Reich vorzubeugen, verdrängt die karolingische Reform in weiten Teilen des Frankenreiches und der Lombardei die älteren Codices der Vetus Latina.
Fritz/ schrieb:2. Die Vulgata wurde im alttestamentlichen Teil überwiegend aus dem hebräischen Text neu übersetzt und nur zum geringerem Teil aus der bis dahin üblichen griechischen Übersetzung Septuaginta
Kein Widerspruch. Eine sinnvolle Ergänzung zu meinen durchaus kanppen Anmerkungen.
Fritz7 schrieb:4. Amtliche Kirchenbibel "authentisch" wurde die Vulgata erst 1546 durch Konzilsbeschluss in Trient.
Das stimmt zwar, beschreibt jedoch nur ein Dekret, dass erst im Zuge der reformatorischen Bestrebungen gewisse neutestamentliche Schriften als apokryph und nicht-kanonisch darzustellen, nötig wurde.
Als Lehramtlich authentisch gilt die Vulgata schon im 8Jh. In den italienischen Diözesen und auf den römischen Synoden wird sie sogar noch früher als solche verwendet. Sprich de facto ist die Vulgata wesentlich früher biblica authentica als das Dekret von 1546 vermuten lässt.
Fritz7 schrieb:5. Die Septuaginta ist NICHT das griechische Gegenstück der Vollbibel Vulgata, sondern eine in Alexandria entstandene z.Zt. Jesu in Palästina gängige griechische Übersetzung der Alttestamentlichen Schriften. Hinzu kamen auch in den orientalischen und orthodoxen Kirchen griechische Texte des NEUEN Testaments.
Meine Kentnisse sind sicher nicht umfassend, aber meines Wissens rezipieren die meisten griechischen Kirchenväter, ebenso wie die lateinischen die LXX. Auch die ökumenischen Konzilien und die späteren panorthodoxen Synoden halten sich in ihren lehramtlichen Formulierungen an den Text der LXX.
Unbestritten ist, dass vor allem im Neuen Testament die griechischen Urtexte verwendet wurden.
Unbestitten ist auch, dass es weitere gr. Übersetzungsvarianten gab, die meines Wissens jedoch kaum relevant sind.
Fritz7 schrieb:6. Natürlich gabs auch im Mittelalter eine Vielzahl von Teil- und mehr oder weniger Ganzübersetzungen der Bibel in Landessprachen, auch ins deutsche ... z.B. die Wenzelsbibel oder die Mentelin und verschiedene Psalmensammlungen und Evangeliare ...
UND auch die Bibeltexte in Originalsprache (Hebräisch bzw. Griechisch wurden weitertradiert ....
Besser hätte man es nicht ausdrücken können.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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