19-06-2007, 12:30
Lieber aAHMADh,
ich möchte im folgenden die Diskussion ein bisschen exemplarischer gestalten und damit auch etwas angestaute Spannung entladen. Gründsätzlich teile ich Moskis Skepsis gegenüber dem Islam, ohne mir seine Polemik eigen zu machen. Aber mir geht es um ein anderes Ziel.
Mein Wunsch ist, dass der Islam genauso eine kritische Selbstreflexion, wie sie notwenig ist um in einer pluralen Welt friedvoll zu leben.
Ich meine damit keine pluralistische Theologie, sondern ein akzeptiertes nebeneinander auf den unantastbaren Säulen der menschlichen Würde. Und ich bin überzeugt, dass diese Würde sich nicht nur aus einem Ethos menschlicher Überzeugungen entwickelt, sondern Kraft göttlicher Autorität uns alle zur Verantwortung zwingt und von uns Rechenschaft fordert am Jüngsten Tag.
Kommen wir nun zum Problem.
Faktum ist, dass der Koran nachweißlich eine gewisse Bereitschaft zur Gewalt bzw. zum Kampf enthält, die tief in ihm steck und ihm inhärent ist. Faktum ist, dass diese Stellen im Kontext der Historie immer gleich ausgelegt, wenn gleich nicht gleich angewandt wurden. Faktum ist auch, dass sich derzeit wieder ein radikales Imslambild konkretisiert und formt und das dies natürlich direkte Relevanz für den Dialog mit Islam haben muss, gleich wo er geführt wird.
Meine konkrete Frage lautet, denn sie ist mir ein Rätsel:
Wie will der Islam und Wahrung seiner Tradition, die aufgrund des göttlichen Ursprung des Korans stets eine wörtliche Auslegung bevorzugt bzw. sie notwendig keinem Muslim als falsches Mittel theologischer Hermeneutik verwehren kann, sich so reformieren, dass jene Suren, die eindeutig zum Kampf und zur Gewalt auffordern relativiert werden?
Versteh mich nicht falsch! Es interessiert mich nicht, was alles möglich ist an Anpassungen unter Wahrung dieses Traditionsverständnisses, sondern wie ein grundlegender theologischer Paradigmenwechsel aussehen könnte.
Denn Faktum ist und bleibt, dass jene Suren (9:111, 9:30 uvm.) in ihrem sensus literalis ein Affront nicht nur gegen ein aufgeklärtes humanistisches Weltbild oder das Christentum sind, sondern vor allem der tiefliegende theologische Kern, der es fundamentalisten immer wieder gestatte sich auf den Willen Allahs zu berufen, und dies in den Grenzen ihrer Tradition durchaus legitim.
Wie also soll diese Reform erfolgen, die letztlich die wörtliche Bedeutung des Islam relativiert...?
P.S.: Es aus meiner Sicht die einzig akzeptable Reform die es geben kann, denn wer jene Suren nicht relativiert riskiert immer wieder neue fundamentalisitsche Auslegung.
Ein Beispiel im Christentum: Savonarola und die florentinischen Bußprediger, die die Welt in die religöse Diktatur des Fundamenalismus predigen wollten.
ich möchte im folgenden die Diskussion ein bisschen exemplarischer gestalten und damit auch etwas angestaute Spannung entladen. Gründsätzlich teile ich Moskis Skepsis gegenüber dem Islam, ohne mir seine Polemik eigen zu machen. Aber mir geht es um ein anderes Ziel.
Mein Wunsch ist, dass der Islam genauso eine kritische Selbstreflexion, wie sie notwenig ist um in einer pluralen Welt friedvoll zu leben.
Ich meine damit keine pluralistische Theologie, sondern ein akzeptiertes nebeneinander auf den unantastbaren Säulen der menschlichen Würde. Und ich bin überzeugt, dass diese Würde sich nicht nur aus einem Ethos menschlicher Überzeugungen entwickelt, sondern Kraft göttlicher Autorität uns alle zur Verantwortung zwingt und von uns Rechenschaft fordert am Jüngsten Tag.
Kommen wir nun zum Problem.
Faktum ist, dass der Koran nachweißlich eine gewisse Bereitschaft zur Gewalt bzw. zum Kampf enthält, die tief in ihm steck und ihm inhärent ist. Faktum ist, dass diese Stellen im Kontext der Historie immer gleich ausgelegt, wenn gleich nicht gleich angewandt wurden. Faktum ist auch, dass sich derzeit wieder ein radikales Imslambild konkretisiert und formt und das dies natürlich direkte Relevanz für den Dialog mit Islam haben muss, gleich wo er geführt wird.
Meine konkrete Frage lautet, denn sie ist mir ein Rätsel:
Wie will der Islam und Wahrung seiner Tradition, die aufgrund des göttlichen Ursprung des Korans stets eine wörtliche Auslegung bevorzugt bzw. sie notwendig keinem Muslim als falsches Mittel theologischer Hermeneutik verwehren kann, sich so reformieren, dass jene Suren, die eindeutig zum Kampf und zur Gewalt auffordern relativiert werden?
Versteh mich nicht falsch! Es interessiert mich nicht, was alles möglich ist an Anpassungen unter Wahrung dieses Traditionsverständnisses, sondern wie ein grundlegender theologischer Paradigmenwechsel aussehen könnte.
Denn Faktum ist und bleibt, dass jene Suren (9:111, 9:30 uvm.) in ihrem sensus literalis ein Affront nicht nur gegen ein aufgeklärtes humanistisches Weltbild oder das Christentum sind, sondern vor allem der tiefliegende theologische Kern, der es fundamentalisten immer wieder gestatte sich auf den Willen Allahs zu berufen, und dies in den Grenzen ihrer Tradition durchaus legitim.
Wie also soll diese Reform erfolgen, die letztlich die wörtliche Bedeutung des Islam relativiert...?
P.S.: Es aus meiner Sicht die einzig akzeptable Reform die es geben kann, denn wer jene Suren nicht relativiert riskiert immer wieder neue fundamentalisitsche Auslegung.
Ein Beispiel im Christentum: Savonarola und die florentinischen Bußprediger, die die Welt in die religöse Diktatur des Fundamenalismus predigen wollten.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)