05-12-2024, 10:59
(04-12-2024, 21:37)subdil schrieb: Ich meine es nicht abwertend, wenn ich jemanden als Materialisten, Reduktionisten oder Szientisten bezeichne. Das sind für mich neutrale Bezeichnungen für Personen, die eine bestimmte Denkweise haben.
Materialismus bedeutet, dass man letztlich alles auf Materie reduzieren kann. Das ist eine philosophische Position, die man haben kann. Und wie ich von Ekkard lernen durfte, sehen manche Materialisten durchaus beinahe "esoterische" Eigenschaften in der Materie, was den Materialismus dann etwas relativiert.
Reduktionismus bedeutet, dass man alle Phänomene des Universums rational erklären kann und dass sogar Bewusstsein nur ein Epiphänomen des Gehirns ist. Auch dies ist eine philosophische Position, die man vertreten kann.
Der Szientismus geht dann sogar so weit, zu behaupten, dass es außerhalb des wissenschaftlich Messbaren und Nachweisbaren nichts Reales geben kann. Diese Position halte ich zwar für fundamentalistisch extrem - aber dennoch bleibt es eine philosophische Position, die man haben kann.
danke für die bestätigung, daß ich, der sich nicht gerne auf einen -ismus reduzieren läßt, offenbar in der tat weder materialist noch reduktionist noch szientist bin
ich wüßte z.b. nicht, wie man das menschliche gefühlsleben (gehört ja wohl auch zu "letztlich allem") "auf Materie reduzieren" können sollte. also abgesehen davon, daß auch der emotionalste mensch aus fleisch und blut, also materie ist
die aussage, daß man "alle Phänomene des Universums rational erklären kann", ist natürlich schon deshalb sinnlos, weil man ja noch nicht mal weiß, was denn überhaupt "alle Phänomene des Universums" sind. zu letzteren gehören z.b. ja auch die irrationalen gedankengänge psychisch kranker, (auch gesunde sind davor ja nicht gefeit)
ob "es außerhalb des wissenschaftlich Messbaren und Nachweisbaren nichts Reales geben kann", ist eine frage der definition von "real". meint man damit die intersubjektive realität, also das, was alle gleich wahrnehmen, so stimmt diese aussage natürlich. subjektiv als real empfundene geisterwesen z.b. sind natürlich nicht "wissenschaftlich messbar und nachweisbar", also nicht objektiv real - daß sie subjektiv als solches empfunden oder zumindest behauptet werden, ist allerdings sehr wohl "wissenschaftlich messbar und nachweisbar", also intersubjektive realität
Zitat:Ein Scharlatan ist laut Wikipedia jemand, der "vortäuscht, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen, um damit Geld, Ruhm oder andere Vorteile zu erlangen".
Da das entscheidende Wort hier "vortäuscht" ist, kann Rudolf Steiner meines Erachtens nicht in diese Kategorie fallen. Denn ich bin mir ganz sicher, dass er selber von dem überzeugt war, was er lehrte
ein guter betrüger steigert sich derart in seine eigene lügenwelt hinein, daß er sie am ende selber glaubt und dadurch umso überzeugender wirkt
daß steiner aber zumindest am anfang lediglich ein gutes gespür dafür hatte, was (etliche seiner) mitmenschen gerne hören wollten, und dieen markt eben eifrig bedient hat, erscheint mir evident
Zitat:Somit war Rudolf Steiner entweder wirklich ein geistiger Seher - oder aber jemand, mit dem die eigene Phantasie durchgegangen ist und der sich selber in Illusionen verloren hat, die er dann für wahr gehalten und eine eingebildete Mission daraus gemacht hat, seine fehlerhaften Erkenntnisse zu verbreiten. Wie nennt man so jemanden dann? Vielleicht einen Tagträumer
dem "Tagträumer" fehlt der vorsatz
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)