18-11-2024, 15:09
(17-11-2024, 17:51)subdil schrieb: Wir stellen uns die Zukunft der menschlichen Zivilisation meistens so vor, dass der technologische Fortschritt, den wir in den vergangenen Jahrhunderten erlebt haben, immer weiter gehen und sich sogar noch weiter beschleunigen wird. Daraus entstehen dann alle bekannten Utopien und Dystopien bezüglich eines hochtechnisierten Paradieses oder eines hochtechnisierten Überwachungsstaates. Was aber wenn beides, High-Tech-Utopie und High-Tech-Dystopie, unrealistisch ist - und zwar wegen einem Phänomen, das Energieblindheit genannt wird
auch und gerade, wenn wir die problematik des derzeitigen energieverbrauchs und der methoden, diesen zu decken, erkannt haben und entsprechend gegensteuern wollen - auch und gerade dann werden wir uns der technik bedienen (müssen), um das zu realisieren. was natürlich auch den technischen fortschritt befeuert, insbesondere den technologischen im energiebereich
Zitat:Energieblindheit bedeutet, dass wir dazu tendieren, unsere technologischen und zivilisatorischen Errungenschaften der menschlichen Intelligenz und Vernunft zuzuschreiben, dabei aber übersehen, wie entscheidend für alle diese Errungenschaften der (scheinbar) endlose Vorrat und Nachschub an Energie ist, welcher nur gewonnen werden kann aus fossilen Brennstoffen
nun stimmt ja genau das überhaupt nicht- gerade die fosilen brennstoffe sind nicht unerschöpflich - das ist de facto nur die energie, die wir von der sonne beziehen. nicht umsonst boomt ja deren technische nutzung durch die "erneuerbaren energien"
das traurige ist, daß wir da gar nichts "übersehen" in dem sinn, davon keine notiz zu nehmen - sondern daß wir in bekannt schizophrener weise ja um beides, endlichkeit wie schädliche auswirkung fossiler energien, sehr wohl wissen - aber ausblenden, wenn entsprechend gegensteuerne maßnahmen unseren kurzfristigen wohlstand, also eigentlich unsere momentane bequemlichkeit, zu bedrohen scheinen
wir laufen also sehenden abgrunds auf den abgrund zu, einfach weil uns das laufen so viel spaß macht. ist das sinnvoll? natürlich nicht (außer kurzfristig für die profiteure dieses lemmingzugs). ist es rational? zumindest mittel- und langfristig keinesfalls
warum tun wir das dann trotzdem? hier kommt eben die menschliche psychologie ins spiel - wir sind einfach sehr gut darin, lamgfristige probleme zugunsten kurzfristiger vorteile auszublenden
hat das was mit wissenschaft zu tun? nein - genauso wenig mit ratio (siehe oben)
Zitat:Irgendwann wird dieses System der Plünderung der fossilen Brennstoffe an seine Grenzen stoßen und wahrscheinlich wird dies schon in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten der Fall sein
meiner ansicht nach tun wir das bereits seit "zwei bis drei Jahrzehnten". und alle, die es wissen wollen, können das und tun es auch. aber bei den meisten, wenn nicht allen, ist der innere schweinehund der eigenen bequemlichkeit stärker. auch bei mir - ich tue einiges in sachen energiewende, aber nicht wirklich auf kosten meines eigenen komforts. das ist menschlich, auch wenn das objektiv und rational keine entschuldigung darstellt
Zitat:Dies bedeutet für die Zukunft der Menschheit, dass ganz im Gegensatz zu den genannten Utopien und Dystopien, der technologische und wissenschaftliche Fortschritt schon in naher Zukunft einen Scheitelpunkt erreichen wird
non sequitur. "technologischer und wissenschaftlicher Fortschritt" ist keineswegs zwingend an fossilenergien gebunden
Zitat:Nach diesem Scheitelpunkt wird die Entwicklung in Sachen Technologie und Wissenschaft zuerst stehen bleiben und sich dann schrittweise wieder zurück entwickeln. Es wird keine Grundmaterialien mehr für die massenhafte Herstellung von Computern, Handys, Spielkonsolen und all dem anderen Schnickschnack geben, den wir nicht nur für garantiert nehmen sondern dessen grenzenlose Weiterentwicklung wir alle erwarten. Auf der gesellschaftlichen Ebene wird es zuerst die "Berufsgruppen" erwischen, die diesen Namen kaum verdienen, die sogenannten "Bullshit Jobs" in der Wirtschaft oder die "Influencer" im Internet. Der Trend wird generell dahingehen, dass die Menschen wieder mehr praktische Arbeit verrichten werden, weil es immer weniger Maschinen und Technologie geben wird, die ihnen diese Arbeit abnimmt
auch eine nette dystopie, sicher. aber nicht eine zwingend erfolgende entwicklung
Zitat:Ich denke, man kann ohne Übertreibung davon ausgehen, dass - wenn dieses Szenario tatsächlich eintritt - wir in den nächsten 100 bis 200 Jahren eine Rückkehr der Menschheit so in etwa auf den Stand des späten Mittelalters erleben werden
ich denke, daß du da falsch denkst. also was den eintritt deines weltuntergangsszenarios betrifft wie auch dessen rasanten ablauf
was aber andererseits nicht blauäugig bedeutet, daß ein fröhliches "weiter so wie bisher" funktionieren kann
Zitat:Denn die technologische und wissenschaftliche Rückentwicklung ist natürlich kein bodenloses Fass. Sie endet dort, wo die flächendeckende Abhängigkeit von Energie endet, die nur durch fossile Brennstoffe gewonnen werden konnte - also im vorindustriellen Zeitalter
das ist unsinn, denn inzwischen sind wir ja genauso wenig allein auf fossile energien angewiesen, als es unsere vorindustriellen vorfahren waren. im gegenteil haben wir die industrielle nutzung erneuerbarer (also letztlich sonnen-) energie zur verfügung
Zitat:Aufwachsende Generationen werden sich sehr schnell an die neuere, simplere, mehr der Natur angepasste Umwelt gewöhnen, da sie nichts anderes kennen werden
das ist natürlich ein trugschluß. denn sie würden ja sehr wohl die zeiten ihrer jugend kennen, als alles noch besser war, und das leben als einzigen und unaufhaltsamen rückschritt erleben. wie gesagt - dein dystopisches szenario, nicht meins
Zitat:Schon bald werden die Erzählungen aus "der alten Welt" (also unserer, heutigen Welt) zum Mythos, zur Legende werden. Durch den Rückschritt der Wissenschaft wird es auch immer weniger gesichertes Wissen geben, im Laufe der Jahrhunderte wird sich die Menschheit vielleicht wieder mehr den Religionen widmen
ach, daher weht der wind...
man hätte es wissen können
jaja, der untergang ist nah, bekennt euch zu gott und huldigt ihm...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

