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Determinismus oder Willensfreiheit?
(24-09-2024, 13:19)subdil schrieb: Ihr habt zum Teil gute Gegenargumente (und ich weiß, dass Petronius darauf beharrt, dass ich gar kein Argument gebracht habe) zu der von mir vorgetragenen Position des Sam Harris (die ja nicht meine ist) vorgebracht. Es ist gut möglich, dass Harris mit seiner Analyse daneben liegt und es eben doch einen freien Willen und ein Selbst gibt. Ich habe nicht vor, sein Argument für den Determinismus hier auf Dauer zu verteidigen. Ich halte diese Frage für nicht definitiv beantwortbar und es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, sich über unbeantwortbare Fragen zu streiten. Allerdings ist es doch interessant, dass sich etwas scheinbar so selbstverständliches wie die Willensfreiheit und das Selbst durchaus hinterfragen lässt. Vielleicht ist ja die Wissenschaft irgendwann doch in der Lage, diese Fragen eindeutig zu klären. Bis dahin kann man nur die verschiedenen Positionen nebeneinander stehen lassen.

Ich denke, das kann man nicht. Wobei natürlich die Frage ist, über welche Positionen wir überhaupt reden

Die Position, das Universum funktioniere wie ein Uhrwerk und alles, was geschieht, sei daher schon seit dem Urknall festgelegt (und damit unabänderlich), ist natürlich nicht haltbar - weil sie schlicht der beobachtbaren Realität widerspricht

Nun ist mir allerdings nicht klar, ob Mr. Harris das tatsächlich so gesagt und gemeint hat oder nur von dir so (miß)verstanden wurde und wird

Damit ist aber natürlich noch gar nichts darüber gesagt, ob ein freier Wille existiert. Das hängt imho nämlich gar nicht davon ab, ob ein solcher Vulgärdeterminismus gegeben ist. Auch in einer kontingenten Welt (wie wir sie nun einmal haben) unterliegt ja alles (auch) externen Einflüssen, wie das so gern mit "alles hängt mit allem zusammen" umschrieben wird (freilich oft mit der imho unredlichen Suggestion transzendenter Zusammenhänge). Die Frage ist nun, was genau und wie stark extern beeinflußt wird bzw. ob und was von äußeren Einflüssen völlig frei wäre

Meine Ablehnung einer Nichtexistenz des freien Willens (mal abgesehen vom Bauchweh angesichts der unscharfen Definition bzw. des vielgestaltig möglichen Verständnisses von einem "freien Willen") gründet nicht auf irgendeiner beweisbaren Tatsache, sondern auf persönlichem Unbehagen. Ich kann keine gesicherte Aussage dazu treffen, ob ein freier Wille existiert - aber ich sehe unserer Gesellschaft das Fundament entzogen, gäbe es keinen. Denn damit wäre auch jede Vorstellung von Verantwortung obsolet, und diese halte ich für die wesentliche Basis jeder funktionierenden Gesellschaft 

Mit dem Selbst ist das wieder eine andere Sache. das "Selbst" ist schlicht ein Konzept zur Beschreibung der Tatsache, daß man anders ist als  die anderen. Der Individualität also, die objektiv ja wohl keiner bestreiten würde: auch verschiedene Würmer, welche zweifellos über keinerlei Selbst-Bewußtsein verfügen, sind ja nicht das jeweils ein und selbe. Das Selbst ist also bewußte Individualität.  Und als solche beobachtbar und nachweisbar (ich verweise nochmals auf den Spiegeltest)

Sollten Mr. Harris und/oder du ein anderes Verständnis vom Selbst haben, sollte das klargelegt werden. Damit wir wissen, was jeweils gemeint ist und nicht aneinander vorbeireden müssen

die "Willensfreiheit" und das "Selbst" müssen anscheinend als erstes mal sauber definiert werden. Das zu tun ist hier allerdings nicht zuerst Aufgabe der Wissenschaft

(Daß ich außerdem das ungute Gefühl habe, die Leugnung eines Selbst habe etwas mit Solipsismus zu tun, kommt da nur noch dazu und wäre gesondert abzuhandeln)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


Nachrichten in diesem Thema
RE: - von Geobacter - 22-09-2024, 22:28
RE: Determinismus oder Willensfreiheit? - von petronius - 24-09-2024, 14:59

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