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Die Grenzen der wissenschaftlichen Methode
#93
(06-08-2024, 17:57)Ekkard schrieb:
(06-08-2024, 16:16)subdil schrieb: Bewusstsein ist also das Medium, innerhalb dessen sich alle andere Fragen in Bezug auf das Nichtmaterielle beantworten lassen, aber das Medium selbst bleibt immer ein Mysterium, selbst wenn man die Materiebausteine aufzeigen könnte, aus denen es entsteht.

Nö, das folgt so nicht oder ist nun deine Empfindung, die du Jahrzehnte trainiert hast - möglicherweise unbewusst.

Das Unbewusste bzw. das Unterbewusstsein ist als Kehrseite des Bewusstseins natürlich ein genau so spannendes Thema, vielleicht sogar noch etwas mysteriöser. Denn während zwar meines Erachtens die Entstehung des Bewusstseins ziemlich mysteriös ist, so ist aber doch zumindest das Bewusstsein jederzeit sichtbar, erforschbar und (zumindest subjektiv) nachweisbar. Aber das Unterbewusstsein bleibt jedem direkten Kontakt verschlossen, mit Ausnahme vielleicht bei Anwendung von Hypnose, tiefen Meditationen und psychedelischen Substanzen und natürlich - das ist jedem gegeben - beim Vorgang des Träumens. 

Hier würde mich jetzt tatsächlich die Meinung der Reduktionisten besonders interessieren, denn ich wäre gespannt, wie ihr das nun wieder wegerklärt. Ich habe vor Jahren einmal mit einem Wissenschaftler darüber diskutiert, welcher mir zu verstehen gab, dass das Unterbewusstsein nichts weiter ist als ein Postulat von Pseudowissenschaftlern, welches sich in keiner Weise empirisch nachweisen lässt und deshalb in der Wissenschaft keinen Platz hat. Das andere Extrem zu dieser Position nehmen Leute wie Sigmund Freud, C.G. Jung und Jordan Peterson ein, welche dem Unterbewusstsein eine geradezu dominierende Wichtigkeit beimessen und es als den wahren Steuermann betrachten, während das Bewusstsein nur an der Oberfläche sitzt und ausführt und beobachtet, aber rein gar nichts bestimmt oder beherrscht.

Letzteres ist auch insbesondere deswegen interessant - und passt hervorragend in diesen Thread - weil ja hier dann auch wieder die empirische Wissenschaft an ihre Grenzen stößt. Denn wie soll man denn etwas so Nebulöses, unsichtbares und nicht beobachtbares wie das Unterbewusstsein erforschen. Hatte also jener Wissenschaftler recht, der sagte, das seien alles nur Postulate, also letztlich Hirngespinste? Oder kann die Wissenschaft doch bis ins Unterbewusstsein vordringen?

Es wird ja häufig der Vergleich gezogen, dass das Bewusstsein/Unterbewusstsein einem Eisberg gleicht. Ein kleiner Zipfel ist an der Oberfläche (Bewusstsein), aber der kolossale Rest davon dringt hinab in die unbekannten Tiefen des Unterbewusstseins. Dies ist ja insbesondere deshalb problematisch, weil es auch den freien Willen des Menschen in Frage stellt. Denn wenn der Koloss in der Tiefe das Denken, Fühlen und Handeln bestimmt, wie könnte man dann dem kleinen Zipfel über Wasser auch nur irgendetwas anrechnen, sowohl im Guten wie im Schlechten. Jemand ist ein hervorragender Künstler, ein fairer Geschäftspartner, ein moralisch integrer Mensch? Glück gehabt! Der Eisberg gibt die "richtigen" Signale an die Spitze. Jemand ist egoistisch, ein Betrüger, ein Narzisst? Pech gehabt! Der Eisberg gibt die "falschen" Signale an die Spitze. Wenn man das konsequent zu Ende denkt, wäre doch der Mensch eine einzige Marionette. Oder wird eben mit solchen Sinnbildern das Gewicht des Unterbewusstseins überbewertet? Ist es vielleicht eher so, dass Bewusstsein und Unterbewusstsein 50:50 verteilt sind oder vielleicht sogar 80% Bewusstsein und nur 20% Unterbewusstsein? Und wie soll man das überhaupt empirisch messen bzw. nachweisen?


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RE: Die Grenzen der wissenschaftlichen Methode - von subdil - 09-08-2024, 15:06

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