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Die Grenzen der wissenschaftlichen Methode
#8
(27-07-2024, 12:00)Reklov schrieb:
(26-07-2024, 15:42)subdil schrieb: Die wissenschaftliche Methode ist sehr gut dafür geeignet, die physische Welt zu vermessen und die materielle Ebene des Daseins zu erforschen und zu bewerten. Außerdem ist durch den wissenschaftlichen Fortschritt die moderne Technologie möglich geworden, welche das Leben der Menschen erleichtert und immer mehr Arbeitsprozesse automatisiert. Aber wo stößt die wissenschaftliche Methode an ihre Grenzen? Meines Erachtens ist dieser Punkt dort erreicht, wo es um das Thema des Bewusstseins im weitesten Sinne geht. Der Philosoph David Chalmers nennt dies das "hard problem of consciousness", also das harte bzw. schwere Problem des Bewusstseins. Wie soll die Wissenschaft feststellen, wo und wie Bewusstsein entsteht? Und selbst wenn sie auf diese und jene Neuronen in dieser und jenen Region des Gehirns verweisen könnten und sagen würde: HIER entsteht Bewusstsein, so wäre doch das Entstehen eines subjektiven Erlebens aus einer toten Materie heraus immer noch ein Wunder. Ich sehe drei Möglichkeiten, was diese Grenze der wissenschaftlichen Methode betrifft:

1. Es gibt Bereiche, die der Wissenschaft für immer verschlossen bleiben müssen. Dazu zählen die Bereiche, die sich außerhalb des beobachtbaren Universums befinden, genau so aber vielleicht auch alles, was mit subjektivem Erleben und Bewusstsein zu tun hat.

2. Die Wissenschaft muss sich weiterentwickeln bzw. geradezu revolutionieren, wenn sie den Bereich des Bewusstseins weiter erforschen will. Hier könnte die Quantenphysik ein Ansatzpunkt sein. 

3. Es muss eine neue Wissenschaft her! Dieser Punkt ist sicherlich der kontroverseste und ich weiß auch gar nicht, ob es eine solche neue Wissenschaft neben der klassischen Naturwissenschaft überhaupt geben kann bzw. wie diese aussehen würde. Aber die Möglichkeit will ich dennoch nicht ausschließen. 

Vielleicht könnte es in diesem Thread darum gehen, welche der genannten drei Möglichkeiten die wahrscheinlichste ist. Oder vielleicht gibt es ja auch noch weitere Möglichkeiten, die mir bisher nicht eingefallen sind?

@ subdil,

wieso in der Quantenphysik? - Sagen doch die Experten, dass hier keine ordentlichen Messungen möglich sind, weil Ort der Quanten sich ständig verändert = Quanten-Nichtlokalität! Oder habe ich da etwas falsch aufgefasst?

Wo und wie auch immer der Mensch forscht, er wird dabei nur "Gegenständliches" entdecken! Die Idee zum Entstehen des Universums bleibt ihm verborgen! Da kann er noch so viele Möglichkeiten testen oder denken!   Icon_rolleyes

Gruß von Reklov

Nun, Reklov, die Quantenphysik ist meines Erachtens gerade deshalb so interessant, weil hier der menschliche Verstand sogar inklusive Logik an seine Grenzen stößt. Im Mikrokosmos gelten die üblichen physikalischen Gesetze nicht mehr, man kann nur noch in Wahrscheinlichkeiten rechnen. Bevor eine Messung durchgeführt wird, sind Wellen und Teilchen sozusagen beides und entscheiden sich erst durch Messung für einen der beiden Zustände "Welle" oder "Teilchen". 

Die klassische Wissenschaft scheint wirklich nur im Makrokosmos zu funktionieren, aber wenn man im Makrokosmos weit genug geht, also weit genug weg von der Erde in die Unendlichkeit des Alls, dann stößt dafür etwas anderes an eine Grenze, nämlich die menschliche Vorstellungskraft. Wir bekommen es hier mit Entfernungen und Zeiträumen zu tun, für die unser menschliches Gehirn einfach nicht gemacht ist. Wir bräuchten mit konventioneller Technik schon alleine 70.000 Jahre, um nur zum nächsten Stern zu gelangen. Um an den Rand unserer Galaxie zu gelangen, bräuchten wir mehrere Millionen Jahre. 

Es gibt schätzungsweise mehrere hundert Milliarden Galaxien, vielleicht noch mehr. Zwischen den Galaxien befinden sich gigantische Leerräume, in denen buchstäblich nichts existiert - außer - ja außer gigantischen schwarzen Löchern, von denen jedes bis zu 10 mal größer ist als unser Sonnensystem (!). Aber selbst innerhalb der Galaxien gibt es Planeten, die so seltsam sind, dass sie der Phantasie eines surrealistischen Künstlers entsprungen sein könnten. So wurde beispielsweise ein Planet entdeckt, auf dem es bis zu 2000 Grad heiß wird und auf dem permanent Glassplitterstürme (!) mit Windgeschwindigkeiten jenseits der Schallgeschwindigkeit toben*. 

Im Grunde ist dieses ganze Universum ein einziger existentieller Alptraum und es ist daher kein Wunder, dass sich die Menschen auch in modernen Zeiten noch gerne in "rettende Erzählungen" stürzen, wie ich das einmal nennen will. Nur, trotz alledem ist immer noch nicht geklärt, wie so etwas wie Bewusstsein überhaupt entstehen kann, und das öffnet eben nochmal eine ganze Welt für sich, eben "das Geistige". Was das eigentlich sein soll, das wäre vielleicht Thema einer weiterführenden oder gar neuen Wissenschaft. 

*Diese Daten habe ich alle aus einem sehr interessanten YouTube-Video, aber man darf ja hier keine Links setzen, wenn ich es richtig verstanden habe.


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RE: Die Grenzen der wissenschaftlichen Methode - von subdil - 27-07-2024, 15:24

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