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Die Reinkarnationslehre und der Sinn des Lebens
(17-06-2024, 19:58)subdil schrieb: Aber eine Sache muss ich dennoch hinzufügen: Grundsätzlich halte ich die Bestrebung, eine echte Wissenschaft des Geistigen zu entwickeln, für sehr wertvoll. Vielleicht könnte die Diskussion in die Richtung weiter gehen, welche Bedingungen und Anforderungen eine solche Wissenschaft des Geistigen erfüllen müsste. Oder haltet ihr dieses Unterfangen für grundsätzlich aussichtslos, weil sich das Geistige eben nicht "messen" lässt?

Im Prinzip hat Ekkard das jetzt schon beantwortet, indem er darauf hingewiesen hat, dass in einer solchen Disziplin immer nur innere Logik nachgeprueft werden kann, aber halt ansonsten immer gilt:
(17-06-2024, 21:43)Ekkard schrieb: Axiome bestimmen den Gegenstand der Untersuchung! Es braucht also einen Konsens zwischen Leser und Philosoph.

Philosophie formuliert im Prinzip die wissenschaftliche "Sprache" und versucht, geisteswissenschaftliche Probleme zu loesen, fuellt also die von Dir gesuchte Disziplin im Prinzip schon aus. Ich hatte ja schon einmal darauf hingewiesen, dass auch die naturwissenschaftlichen Standards der Beweisfuehrung aus der Philosophie kommen, in diesem Fall sich aber jetzt ueber Jahrhunderte empirisch bewaehrt haben. Wenn Philosophie sich aber allgemeinen Daseinsfragen widmet, kommen wir in einen Bereich, wo nur noch die innere Logik des aufgestellten Gedankengebaeudes ueberprueft werden kann, man so also zu formal "wahren" oder "falschen" Aussagen kommt. Da die dieser Logik zugrundeliegenden Axiome aber vom Philosophen relativ beliebig aufgestellt werden koennen, muss niemand diese Axiome akzeptieren.

Als Beispiel nenne ich hier gerne den Gottesbeweis von Kurt Gödel. Dieser Gottesbeweis, der von Gödel eigentlich gar nicht so ernst gemeint war, sondern nur als Beispiel fuer seine Modallogik gelten sollte, ist vor nicht allzu langer Zeit mit Hilfe eines Computers formal als "wahr" bestaetigt worden. Nur, letztlich hat das keine praktische Bedeutung. Die formale Beweisfuehrung kann man hier auf Wikipedia nachschauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbewe...G%C3%B6del
Schaut man sich die Axiome an, so sollte einem sofort auffallen, dass die Axiome mit Sicherheit nicht von jedem akzeptiert werden werden. Bei Axiom 3 (Göttlich ist eine positive Eigenschaft) wird es offensichtlich schon viele Leute geben, die dem widersprechen werden. Im Prinzip faengt es aber schon bei Axiom 1 (Entweder eine Eigenschaft oder ihre Negation ist positiv) an: Was bedeutet "positiv" hier? Wie Ekkard sagte, eigentlich muessen sich Philosoph und Lesender hier bereits einig sein, also das Ergebnis der Untersuchung antizipieren. Ich will jetzt hier nicht schon wieder den ganzen Gottesbeweis auseinandernehmen, aber ich hoffe, dieses Beispiel hat die Schwierigkeiten mit Axiomen in solchen weltanschaulichen Diskussionen klar gemacht, was auch gleich aufzeigt, warum Gottesbeweise nicht funktionieren, bzw. nur fuer Leute, die bereits glaeubig sind, weil der Glaube schon durch die Axiome in den Beweis gebracht wird.


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RE: Die Reinkarnationslehre und der Sinn des Lebens - von Ulan - 18-06-2024, 08:58

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