(15-06-2024, 17:40)subdil schrieb: Nun, ihr versucht halt alle drei die Quadratur des Kreises. Ihr wollt das Geistige aus dem Materiellen heraus erklären, mit naturwissenschaftlichen Methoden. Das kann nicht funktionieren! Das ist das, was ihr entweder einfach nicht versteht oder nicht verstehen wollt. Ihr könnt es mit eurer Methode tausend Jahre lang, eine Million Jahre lang versuchen, ihr werdet nichts finden. Und deshalb braucht es neben der Naturwissenschaft zusätzlich noch die Geisteswissenschaft. Das ist ja genau das, was die Anthroposophie fordert.
Wir versuchen nicht die "Quadratur des Kreises", sondern wir weisen auf wissenschaftliche Befunde hin, die jede Erklaerung, egal welcher Art, beruecksichtigen muss. Was Du hier nicht verstehen willst, ist, dass van Lommel einen grundlegenden logischen Fehler in seiner Arbeit begangen hat: Wer eine weitgehend akzeptierte, naturwissenschaftliche Erklaerung fuer ein Phaenomen widerlegen und durch eine andere Erklaerung ersetzen moechte, der muss dies weitgehend akzeptierte Erklaerung auch verwenden und zeigen, was daran angeblich falsch sein soll. Stattdessen hat van Lommel eine Erklaerung zu widerlegen versucht, die sowieso niemand hat (das uns hier oefter begegnende Strohmann-Argument), und selbst das ist ihm nicht ueberzeugend gelungen, weil er dafuer keine belastbaren Daten hatte. Das heisst, es sind van Lommels methodische Fehler, die dazu fuehren, dass seine These nicht akzeptabel ist. Und was Dir vielleicht aufgefallen sein sollte, ist, dass ich an diesem Punkt nicht mal seine eigene These des Weiterlebens des Geistes nach dem Tode angesprochen habe, weil wir noch ueberhaupt nicht an dem Punkt sind, irgendeine andere These bemuehen zu muessen als die geltende.
Und was die Sache mit der Geisteswissenschaft angeht, moechte ich noch einmal darauf hinweisen, dass, trotz gegenteiliger Beteuerung von Steiner und einiger Anthroposophen, die Anthroposophie keine Geisteswissenschaft ist, sondern eine religioese Weltanschauung. Natuerlich diskutieren wir hier auf dem Forum ueber Weltanschauungen, aber was hier immer Widerspruch ernten wird, ist der Versuch, uns eine religioese Weltanschauung als Wissenschaft zu verkaufen. Wer diesen Etikettenschwindel versucht, der macht damit sofort deutlich, dass er beabsichtigt, Kategorienfehler in die Diskussion einzufuehren. Und wenn Steiner dann noch eine Tirade gegen Logik wie die von Dir zitierte vom Stapel laesst, betont er noch mal, dass es ihm um Bauernfaengerei geht. Auf Sachargumente gehtst ja auch Du nicht ein.
Wie Ekkard ein paar Beitraege zuvor noch ausgefuehrt hat, sind individuelle Erfahrungen natuerlich Brot und Butter religioeser Anschauungen und haben auf diesem Forum und in Diskussionen natuerlich ihre Berechtigung. Man kann nach so etwas auch das eigene Leben ausrichten, wenn es uns ermoeglicht, besser mit uns selbst und Anderen zurechtzukommen. Das mag sogar intersubjektive Bedeutung erlangen, wie in religioesen Gruppen wie einer etablierten Kirche oder der anthroposophischen Gesellschaft und ihren Anhaengern. Wissenschaftlich betrachtet ist das dann tatsaechlich einer geisteswissenschaftlichen Untersuchung wert, aber in der Geisteswissenschaft geht's letztlich nur um den Menschen und seine Ideen und daraus folgende gesellschaftliche Regeln, Rituale oder identitaetsstiftende Ueberzeugungen. Und ja, ich bin hier wieder bei der Idealismus-Diskussion, weil ich denke, dass diese hier die richtige Antwort bietet. Das einfach beiseite wischen zu wollen, ist ein Rueckschritt in voraufklaererische Denkmuster. Interessieren tut mich dann eher der soziologische Aspekt, was eventuell schon aus der Auswahl meiner Punkte deutlich wird.