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Die Reinkarnationslehre und der Sinn des Lebens
#83
Hallo,

ich habe diesen Thread damals eröffnet, habe mich dann allerdings aus der Diskussion zurück gezogen, weil es mir zu sehr auf die klassische Materialismus VS Idealismus Debatte hinaus gelaufen ist, die meines Erachtens nicht zielführend ist. Ich lese aber nach wie vor mit und an dieser Stelle muss ich jetzt wieder mal einhaken. Es wurden zum Thema Nahtoderfahrungen viele Studien und Bücher angefertigt und deine Aussage ist so einfach nicht richtig. Es gibt überwältigende Schilderungen des Erlebens des Verlassens des Körpers, des Wahrnehmens der geistigen Welt usw., überall auf der Erde in allen Kulturen und allen Klassen und Altersschichten. Wir stoßen hier allerdings durchaus auf ein interessantes Problem: Die kolossale Mehrheit der Menschen, die Nahtoderfahrungen machen, sind keine geistigen Seher. Und deshalb können sie das, was sie erleben, nicht richtig interpretieren und das kann dazu führen, dass die Schilderungen stellenweise etwas wirr klingen. Es gibt sogar ein noch grundsätzlicheres Problem: Die Sprache an sich scheitert an der Übermittlung des Erlebten. Und das ist keine esoterische Floskel, denn selbst ein knallharter Atheist wie Sam Harris sagt, dass seine psychedelischen Erlebnisse nicht wirklich mit Sprache zu beschreiben sind. Also ganz technisch. Er sagt: Es gibt keinen Weg, das Erlebte korrekt und umfassend in Worte zu kleiden, so wie es keinen Weg gibt, das Erlebte korrekt durch Fingerschnippen zu beschreiben.

Aber gerade wir im deutschsprachigen Raum haben doch mit Rudolf Steiner einen der größten geistigen Seher, die es jemals gegeben hat und zudem noch den zeitlich aktuellsten, denn seit ihm ist kein Vergleichbarer mehr gekommen. Wenn man sich eingehend mit der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft befasst, dann merkt man mit der Zeit einfach, dass hier uraltes Wissen weiter gegeben wird, gefasst in moderne Sprache, und so formuliert, dass man durch das Lesen selbst Einblicke gewinnt. Aber nicht so, wie man sich das in seiner Naivität vielleicht einmal vorgestellt hat, also nicht in Form von optischen Visionen oder ähnlichem, sondern einfach geistige Einblicke, also gedankliche Einblicke. Wo soll denn der Einblick in die geistige Welt anfangen, wenn nicht beim Denken? Diese Erkenntnis ist schon mal ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Auch wichtig ist es, nichts von dem Gelesenen zu glauben. Rudolf Steiner dazu: "Sie sollen nichts davon glauben, aber versuchen sie einmal, es zu denken". Diesen Satz kann man nicht genug unterstreichen.

Die Reinkarnationslehre ist fester Bestandteil der Anthroposophie, weil der geistige Kosmos nur so funktionieren kann. Das steht nicht im Widerspruch zur Naturwissenschaft, sondern es ist einfach so, dass der geistige Kosmos ein ganz andersartiger ist, als der materielle Kosmos. Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft können nebeneinander bestehen. Wir können aber nicht aus rein naturwissenschaftlicher Sicht beurteilen, wie die Menschen früher waren, weil sie geistig ganz anders waren als heute. Sie lebten noch viel mehr in der geistigen Welt und haben die materielle Welt noch viel schwächer wahrgenommen als wir heute. Deshalb stehen auch Steiners Aussagen über die Geschichte der Menschheit nicht im Widerspruch zu den historischen Erkenntnissen der Naturwissenschaft, denn sie beziehen sich eben auf die geistige Dimension der Menschheit, nicht auf die irdisch-materielle.

Und genau deshalb ist die Materialismus VS Idealismus Debatte nicht zielführend. Hier reden die Leute nur aneinander vorbei und versuchen jeweils die Quadratur des Kreises, nämlich: Eine materielle Erklärung des Geistes bzw. eine geistige Erklärung des Materiellen. Dies ist aber nicht möglich, da beides nebeneinander besteht, mit seinen jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten und doch ineinander verwoben. Hier liegt wohl das größte Mysterium. Aber diese Zusammenhänge kann man besser verstehen, wenn man sich immer wieder in Erinnerung ruft, wo die Unterschiede zwischen beiden Ebenen bestehen. Wenn nun zum Beispiel die Anthroposophie lehrt, dass die menschliche Seele nach dem Tod durch die Planetensphären aufsteigt, dann muss man sich in Erinnerung rufen, dass hiermit die geistige Ebene des Sonnensystems gemeint ist, nicht die materielle. Alle scheinbaren Widersprüche, wie Anordnung und Anzahl der Planeten etc., verschwinden sofort, wenn man die Unterscheidung zwischen materiell und geistig klar macht.

Nun könnte natürlich jemand sagen, dass all das irrelevant ist, gerade in der heutigen Zeit, aber hier muss man betonen, dass das Gegenteil der Fall ist. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, sich mit diesen Themen zu befassen, weil die Führung und Unterstützung durch geistige Wesenheiten immer mehr nachlässt und man sich all dies Wissen selber wieder erarbeiten muss. Früher wurden wir noch an der Hand genommen von geistigen Wesenheiten, aber je freier wir im Geiste werden, um so mehr müssen wir uns auch selber erarbeiten. Zwischen den Inkarnationen befinden wir uns in der geistigen Welt und dort wird es wichtig sein, dass wir das spirituelle Denken bereits gewohnt sind. Es muss und kann nicht jeder ein geistiger Seher wie Steiner sein, die allermeisten werden es gerade im Zeitalter des Materialismus nicht einmal zu einem authentischen Medium schaffen. Hier muss man viel Geduld haben und sich damit zufrieden geben, bis auf weiteres einmal "nur" mit gedanklichen und gefühlsmäßigen Einblicken belohnt zu werden. Dies beginnt im Umgang mit anderen Menschen und insbesondere im Umgang mit Menschen, die völlig gegenteilige Ansichten vertreten, als man selbst. Ich schätze daher auch den ganz starken Skeptizismus, der heutzutage überall auftritt, allerdings sollte dieser immer sachlich bleiben, denn sonst kommt eben kein fruchtbarer Dialog zustande. Und es ist außerdem richtig, dass an einer Phase des starken Skeptizismus nicht vorbei gekommen werden kann, denn man muss diese Position "von innen her" kennen, um sie überwinden zu können.


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RE: Die Reinkarnationslehre und der Sinn des Lebens - von subdil - 02-06-2024, 15:55

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