16-04-2024, 23:44
(15-04-2024, 20:01)Reklov schrieb: auch der Atheismus ist selber eine "Form des Glaubens", nur eben ein Glaube ohne "Gott".Diese These habe ich vor langer Zeit selbst vertreten. Dagegen spricht allerdings die Tatsache, dass die These ausschließlich vom eigenen Standpunkt abhängt. Das Urteil: "Du glaubst nicht!" bedingt einen eigenen Glauben, der zu dieser Beurteilung führt.
Verwirft man solch einen Standpunkt von vorneherein, entfällt automatisch die Beurteilungsgrundlage.
Aus neutraler Sicht kann man Atheismus also gar nicht beurteilen. (Eine nicht vorhandene Eigenschaft kann man nie (korrekt) beurteilen.)
Du kannst ruhig den Atheismus aus deiner Sicht beurteilen. Aber das hat dann mit dir und nicht mit Atheisten zu tun.
Das ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie einer benannten Leerstelle (A-Theismus), Eigenschaften angehängt werden (ein Glaube zu sein). Leerformen kann man einfach keine Eigenschaft zuordnen, ohne Unsinn zu verzapfen.
(15-04-2024, 20:01)Reklov schrieb: Es ist der Glaube an die Bedeutungslosigkeit des eigenen Daseins, des eigenen Lebens. Am Ende sehen sich ja manche (nicht nur in diesem Forum!) lediglich als "Wurmfraß" enden!Wenn jemand so wenig Sinn in sein Leben bringt, dann gilt das für Gott-Glaubende genauso. Das hängt nämlich nicht mit dem Zustand Glaube/Nichtglaube zusammen, sondern mit einer schwerwiegenden Krise der Persönlichkeit (Selbstbild und -anspruch).
(15-04-2024, 20:01)Reklov schrieb: Unter psychotherapeutischen Gesichtspunkten könnte man fragen: Warum man denn lieber glauben soll, dass das eigene Leben und das der anderen Menschen eigentlich bedeutungslos ist/sein soll, anstatt zu glauben, dass die Dinge, die uns bedeutungsvoll "erscheinen" (z.B. Begegnungen, Erlebnisse etc.) es auch sind? - Warum sollte denn dies naiv sein und nicht das andere?Moment mal: Was hat das denn mit dem Glauben an Gott (oder einer höheren Macht) zu tun?
(15-04-2024, 20:01)Reklov schrieb: Die/eine Antwort aus existenzieller Perspektive konnte bisher kein Atheist geben!Natürlich nicht! Denn dies hat mit Atheismus/Theismus nichts zu tun. Das ist ein Junktim, das nur in deinem Kopf vorhanden ist. Auch der Gläubige kann in eine Sinnkrise geraten, namentlich dann, wenn sich die persönlichen Verhältnisse zur Katastrophe ausweiten. Was ist damit gewonnen, wenn die Misere Gott angelastet wird? (Das sind alles völlig vom Glauben unabhängige psychische "Mechanismen"!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard