27-03-2007, 17:11
Brahab schrieb:ich wollte gerne mal einen sehr gewaltigen Widerspruch in den Evangelien aufzeigen, der eigentlich eine sehr grosse Frage aufwirft.Du vergleichst da zwei unterschiedliche Texte, Brahab!
Nach Matthäus 5: 39 (Bergpredigt)
sagt Jesus: Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.» 39Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
- also keine Vergeltung
aber in Lukas 19:27 sagt Jesus:
Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, daß ich ihr König werde, bringt her und macht sie vor mir nieder.
Jesus gibt in seiner Bergpredigt bei Matthäus Anweisungen für seine Jünger, formuliert seine Ethik auf radikale Weise, so dass jeder sein Verhalten an diesen Idealvorstellungen messen kann.
Der Lukas-Text ist ein Gleichnis-Text.
Jesus erzählt eine Geschichte, die jeder Zuhörer nachvollziehen kann, von einem König, der über seine Knechte richtet und seine Feinde so behandelt, wie es Könige in der Regel tun.
Jesus wertet da gar nichts, sondern lässt die Zuhörer bei ihren gewohnten Vorstellungen, damit sie ihm im Kern des Gleichnisses folgen können.
Und in diesem Kern geht es darum,
mit dem, was Gott einem Menschen an Fähigkeiten anvertraut hat, möglichst viel zu tun. Da sitzt die Lehre, die es zu vermitteln galt. Das ist das erzählerische Geschick des Rabbi Jesus, seine Lehren auf den Punkt zu bringen und nicht in einer Geschichte alle seine Schwerpunkte unterzubringen. Nur so kann man sich auf Einzelthesen konzentrieren und über sie diskutieren.
Das ist Rabbiner-Technik, die Jesus hervorragend beherrscht, was ihm selbst seine Gegner anerkennend bescheinigen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


