12-02-2007, 23:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-12-2007, 19:29 von Alanus ab Insulis.)
Milarepa schrieb:...wobei der freiwillige Fastentod die höchste Stufe der Selbstaufgabe und segenreichen Kasteiung darstellt.Ohne jetzt grosse Reden schwingen zu wollen, aber bin ich der einzige hier, der diesen Selbst-MORD moralisch verwerflich findet.
Ich finde in dieser Art der Askese zeigt sich auf sehr latente und unterschwelige Art, die auf den ersten Blick harmlos erscheint, eine groteske Verachtung menschlichen Lebens.
Hier wird ein physischer Todeskampf, der den Organismus aufs schwerste belastet, denn ein solcher Tod kann sich über 20-70 Tage, je nach Vitamin- und Mineralstoffzufuhr, ziehen, verharmlost und euphemisiert.
Der Hungertod, gewollt oder nicht, ist einer der leidvollsten die es gibt, besonders die letzten Tage!
Wichtig ist auch, dass oft schon nach 15-25 Tagen, auch wenn das Fasten abgebrochen wird, massive, irreversible Schäden im Organismus auftreten, die von einer massiven, chronischen Immunschwäche bis zur Herzrhytmusstörungen reichen.
Eine derartige Askese hat nichts mehr mit körperlicher und seelischer Sebstdisziplinerung zu tun, wie sie sonst weltweit sehr verbreitet ist (z.B. buddhistisches und christliches Mönchtum, Sufismus).
Es ist eine grausame Sebstzerstörung des eigenen Leibes. Diese Methode suggeriert Erlösung, indem sie den menschlichen Körper derart schwächt, dass jener auf Grund des Kraftmangels den Menschen zur Aufgabe zwingt und im Tod den letzten Ausweg, die "Erlösung" sieht.
Ich halte diese Methode für eine das menschliche Leben verachtende Ideologie.
Das ist meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)