20-12-2022, 13:49
Schoen, dass Dir das Gilgamesch-Epos eingefallen ist. Und nein, das ist keine Erzaehlung mit semitischem Ursprung; die Abhaengigkeitsfolge ist hier vollkommen klar. Solche Unterscheidungen lassen sich bereits ganz zu Beginn von Genesis treffen, wo der erste Schoepfungsmythos mesopotamischen Ursprungs ist, der zweite dagegen von einer Steppen- oder Wuestenkultur stammt. Israel hatte immer mit seinen maechtigeren Nachbarn zu tun, die es auch oft genug beherrscht und kulturell beeinflusst haben. Gerade die Oberschichten waren oft mit den Eliten der auslaendischen Herrscher verbandelt, und viele Texte in der Bibel entstammen einer solchen Hofkultur, was die aegyptischen, assyrischen und babylonischen Einfluesse erklaert. Nimm zum Beispiel das Deuteronmium, das einen Staatsvertrag mit Assyrien als Vorlage benutzt hat. Viele Texte im Pentateuch stammen von einer Elite, die in Babylon gepraegt wurde.
Was Sumer als kulturelle Wiege angeht, so wurde dieses Image in der semitischen Welt weitergepflegt, und das auch nachdem Sumer als lebendige Kultur schon lange verschwunden war. Sumerisch war vor Akkadisch die Sprache der Eliten und diente noch bis etwa 100 v.Chr. der kulturellen und literarischen Ueberlieferung. Es geht hier nicht darum, dass ich oder irgendwelche heutigen Gelehrten dem Sumerischen und der sumerischen Ueberlieferung irgendwelche ueberhoehte Bedeutung zumessen wuerden, sondern diese Verehrung war in Vorderasien fuer lange Zeit lebendig. Selbst assyrische Herrscher ueber Israel ruehmten sich, noch die sumerischen Texte lesen zu koennen. Diese Geschichten waren nicht tot. Gebildete Leute ueberall in Vorderasien kannten sie.
Aber zur Frage des Hoheslieds selbst: dazu gibt's einen Artikel von Samuel N. Kramer aus dem Jahr 1962 mit dem Titel "The Biblical “Song of Songs” and the Sumerian Love Songs" (auf Deutsch: "Das biblische Hoheslied und die sumerischen Liebeslieder"), nachlesbar hier:
*https://www.penn.museum/sites/expedition/the-biblical-song-of-songs-and-the-sumerian-love-songs/
Was Sumer als kulturelle Wiege angeht, so wurde dieses Image in der semitischen Welt weitergepflegt, und das auch nachdem Sumer als lebendige Kultur schon lange verschwunden war. Sumerisch war vor Akkadisch die Sprache der Eliten und diente noch bis etwa 100 v.Chr. der kulturellen und literarischen Ueberlieferung. Es geht hier nicht darum, dass ich oder irgendwelche heutigen Gelehrten dem Sumerischen und der sumerischen Ueberlieferung irgendwelche ueberhoehte Bedeutung zumessen wuerden, sondern diese Verehrung war in Vorderasien fuer lange Zeit lebendig. Selbst assyrische Herrscher ueber Israel ruehmten sich, noch die sumerischen Texte lesen zu koennen. Diese Geschichten waren nicht tot. Gebildete Leute ueberall in Vorderasien kannten sie.
Aber zur Frage des Hoheslieds selbst: dazu gibt's einen Artikel von Samuel N. Kramer aus dem Jahr 1962 mit dem Titel "The Biblical “Song of Songs” and the Sumerian Love Songs" (auf Deutsch: "Das biblische Hoheslied und die sumerischen Liebeslieder"), nachlesbar hier:
*https://www.penn.museum/sites/expedition/the-biblical-song-of-songs-and-the-sumerian-love-songs/

