12-02-2022, 13:39
(12-02-2022, 00:29)Geobacter schrieb:(11-02-2022, 17:01)Ekkard schrieb:(11-02-2022, 14:38)Reklov schrieb: Zu all den "schrägen" Vorstellungen, welche sich Menschen vom "Ur-Grund" oder der Wortchiffer "Gott" machen, kann man sagen, dass Götzen und deren Emotionen nur menschlichen Gehirnen entspringen können.Dann allerdings frage ich mich, über was reden wir? Nicht-Erkennbares ist schließlich vollkommen bedeutungslos - aber offensichtlich kann man damit ganze Bücher vollschreiben (und unser Forum allemal!).
Das Urbild kann eben nicht "erkannt" werden - und somit ist auch das Abbild "falsch". - Logisch!
Es geht wohl darum, in Bezugnahme auf einen solchen, als höchsten gedachten Urgrund, oder auch auf ein als solches am allerhöchsten gedachtes "Chiffre Gott", erst mal grundsätzlich, überall wie auch immer und in allem Recht zu haben. Und anderes herum auch darum, dass (im Umkehrschluss) die Naturwissenschaften da ständig Einspruch erheben wollen, was dann halt besonders lästig ist.
Hallo Ekkard,
Bücher "vollschreiben" bedeutet ja noch lange nicht, damit den Kern der Wahrheit getroffen zu haben!
Es geht auch nicht darum, wie "Geobacter" meint, in allem Recht zu haben.
So sagen z.B. die meisten "wissenschaftlichen" Vermutungen nichts über die persönliche Erfahrung aus, sind lediglich für unsere gemeinsame Erfahrung von Bedeutung!
Wenn Vermutungen Einwände überstehen können, die gegen sie erhoben werden, dann gibt es auch keinen Grund anzunehmen, dass sie nicht richtig sind! Der kritische Rationalist sagt aber, es gäbe Gründe, nicht anzunehmen, dass sie richtig sind. Wir können also annehmen, was wir wollen, solange es keinen Grund gibt anzunehmen, dass es falsch ist. Dies gilt sowohl für abstrakte Spekulationen über das Universum (das wir bewohnen), wie auch für das praktische Leben in diesem Universum. Der kritische Rationalist spricht immer negativ, und verwendet seine Kritik dazu, früher angestellte Vermutungen zu verwerfen. Aus solchem Sprachgebrauch folgen weitere Sätze, die nicht selten schon durchaus philosophische Wesenszüge in sich tragen.
Unsere Vermutungen müssen jedoch kritisierbar sein, wenn sie überhaupt in Erwägung gezogen werden sollen, denn kritische Argumente sind die einzige Kontrolle, mit denen wir unsere Denkformen und Träume kontrollieren können.
Wenn aber unsere Kritik sich nur auf empirische Tatsachen bezieht, dann müssen wir unsere Vermutungen auch auf diese einschränken. Ein Naturwissenschaftler redet demnach also anders über das Dasein, als es z.B. ein Metaphysiker macht, denn beide Er-leben völlig unterschiedliche "persönliche" Erfahrungen auf diesem Planeten.
Die "Tatsachen" befinden sich aber nicht in unserem Bewusstsein. Ebensowenig können sich all unsere Vermutungen dort befinden, wenn wir sie unserer Kritik unterziehen sollen.
Offensichtlich entstehen die Ideen zur Welt in unserem Bewusstsein, aber ihre sprachliche Formulierung liefert sie einer großen und ihnen feindlichen Außenwelt aus.
Wissenschaftliche Erkenntnis ist jedoch nicht mit persönlicher Überzeugung zu vergleichen, denn letztere ist ein entgegengesetzter Zustand des menschlichen Organismus, der als Selbständiger sich einem Druck ständiger Kritik ausgesetzt sieht, deswegen aber auch die Chance hat, sich weiterzuentwickeln.
Kritischer Rationalismus setzt also voraus, dass sich jeder Mensch von seinem Vorurteil distanzieren kann, denn wir müssen physische Körper mit unserem Willen manipulieren können, damit wir in der Lage sind, jene Experimente auszuführen, mit denen es uns gelingt, unsere Vermutungen herauszufordern.
Wenn aber schon in einem RELIGIONSFORUM das Thema "Gott" angesprochen wird, so versagt wissenschaftlicher Status ebenso, wie Psychoanalyse, Historizismus, Marxismus oder Astrologie, denn über das "Unbekannte" fehlen nun mal beweisbare Argumente und stichhaltige Experimente.
Der Durst nach allumfassender Erkenntnis muss also vorerst ungelöscht bleiben.
Gruß von Reklov

