06-01-2022, 15:57
(05-01-2022, 22:57)Ekkard schrieb:(05-01-2022, 22:48)Geobacter schrieb: Was soll dann aber mit solchen Glaubensgewissheiten die Reklov vertritt, gerechtfertigt werden?
Nun, dahinter steckt die alte Lutherfrage nach Rechtfertigung des Menschen und seinem Tun. Kein Mensch mag sich als ein Wesen sehen, das von Fehler zu Fehler fortschreitet. Die sprichwörtliche "Krone der Schöpfung" ist so ein Euphemismus, der dem Menschen zu (s)einer Bedeutung verhilft.
Es ist doch für Normalsterbliche eine erhebliche Kränkung, einfach nur ein Leben unter vielen zu sein.
Hallo Ekkard,
... sag mal - zählst nicht auch Du zu den "Normalsterblichen"? - Scheint so, als würdest Du meinen, dich davon absondern zu können?
Wir alle sind zwar "ein Leben unter vielen", dennoch kann sich z.B. kein noch so intelligentes Tier eine Bedeutung herausknobeln, ist auch nicht "gekränkt", weil es eben nicht um seine Endlichkeit weiß.
Wir Menschen sind nicht nur von den Gegenständen, die wir erkennen, getrennt, sondern auch von den anderen Subjekten. Deswegen muten Deine Zeilen unfertig an!
Wir können mit unserem spaltenden Denken nie das SEIN selbst treffen, nur auf ein anderes beziehen. Deswegen bedarf es der Sprache. Diese arbeitet aber auch nur mit Begriffen, welche man ergreifen oder andenken kann.
Unser Erkennen ist fragmentarisch und Missverständnissen ausgesetzt.
Wir haben keine Möglichkeit uns und den anderen verstehend völlig zu durchdringen und bleiben somit an kämpferische Diskussionen gebunden. - Auch fallen alle Charaktere des Erkennens zusammen in dem, dass sie die Endlichkeit dieses Erkennens ausmachen (was uns ebenfalls vom Tier unterscheidet!).
Unsere Endlichkeit hat einen Kontrast zu dem "anderen Erkennen", das mit einem Wort das unendliche genannt werden kann und das als das "göttliche" dem menschlichen Erkennen gegenüber gestellt wurde und wird.
Das menschliche Leben ist kurz und so muss das weitere Erkennen stets dem neuen ABC-Schützen überlassen werden, der von vorn anfängt!
Denken wir aber unser Leben ohne Tod, als immer ins Endlose fortschreitend, bliebe auch dann die Endlichkeit unseres Erkennens, gefesselt an all die vorherrschenden Bedingungen und Spaltungen.
Es gibt also keine Annäherung, sondern nur einen Sprung zwischen dem endlichen und unendlichen Erkennen.
Unendliches Erkennen ist für uns nur eine Konstruktion. Man könnte zwar mit einem unendlichen Verstand die Endlosigkeit übersehen, die nun aufhört, unendlich zu sein.
Ein nur quantitativer Sprung wäre es, wenn solch ein "unendlicher" Verstand zwar ungeheure und für uns praktisch unfassliche Massen übersähe, aber in denselben Formen, in denen wir denken - die daher an sich noch immer endlich wären.
Deine Erwähnung des "Normalsterblichen und seiner Kränkung" ist daher nochmal auf den sprachlichen Prüfstand zu heben.
Gruß von Reklov

