23-12-2021, 21:56
(23-12-2021, 21:36)Athon schrieb: Mich verwirrt die offenbar bestehende Möglichkeit, dass eine sich aus den Umständen ergebende Folgerung der Existenz eines Schwarzen Lochs zu Fakten führen kann, ohne selbst als Fakt bezeichnet werden zu können. Ist dies nun ein physikalisches, sprachliches oder philosophisches Problem? Oder ganz etwas anderes...?
Nun, es koennte ja theoretisch etwas anderes sein als ein Schwarzes Loch, z.B. eine Ansammlung vieler sehr massereicher Objekte, die aus irgendeinem Grund durch etwas Dunkles verdeckt sind. Allerdings ist das Schwarze Loch in dem Bild wohl so schwer (mehrere Billionen Sonnenmassen), dass andere Erklaerungen da sehr schnell an ihre Grenzen stossen, und was da im Vordergrund das Licht komplett absorbieren wuerde, ist auch nicht klar.
Es ist also sicherlich kein sprachliches Problem, sondern ein erkenntnistheoretisches, was es dann zu einem philosophischen machen wuerde. Physikalisch ist das Problem nur zu einem sehr geringen Anteil; zwar gelten Schwarze Loecher als so gut dokumentiert, dass ihre Existenz als erwiesen gilt, aber da ist zumindest immer noch ein gewisser Restzweifel, was spezifische Objekte angeht. Das massive schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstrasse z.B., das im Vergleich zu anderen Schwarzen Loechern, die wir beobachten, eher von mickriger Statur ist (nur 4,3 Millionen Sonnenmassen), kann theoretisch auch durch andere Objekte erklaert werden. Weil es in der Ebene Milchstrasse liegt, koennen wir in dem Fall natuerlich keine Bilder im sichtbaren Spektrum machen (den ganzen Wald zu fotografieren wenn man mitten zwischen den Baeumen sitzt, wird schwierig), sondern nur in anderen Wellenlaengen wie Radiowellen oder Roentgenlicht.

