20-10-2021, 14:21
(19-10-2021, 23:48)Ulan schrieb: Wobei ich anmerken wuerde, dass nicht die Idee bzgl. der Natur des Universums an sich den "Wahn" darstellt. Das ist halt eine Idee von vielen, die man sich so basteln kann. Absurd ist sie nicht, aber sie hat eben auch keinerlei Anspruch auf Richtigkeit. Dass die Idee irgendeinen Einfluss auf menschliches Verhalten haben wuerde, selbst wenn sie von den meisten Menschen als richtig akzeptiert werden wuerde, halte ich fuer eine Schnapsidee. Der Anspruch auf die allein seeligmachende Wahrheit, der hier mit einer beispiellosen Penetranz gepredigt wird (insert Geisterfahrer-Witz), hat dagegen schon etwas von einer fixen Idee.
Hallo Ulan,
... egal, ob sich eine Idee nun mit oder ohne "Schnaps" als Wahn unter den Menschen ausbreitet - eines kann man der Bibel (NT) aber schlecht absprechen: Die Idee der Nächsten-LIEBE steht über ALLEM
Wer die Geschichte der Menschheit kennt, weiß aber, dass diese stets mit Füßen getreten wurde und wird. Aus bekannten Gründen, welche auch in den "7 Todsünden" aufgeführt sind! Von diesen "Sünden" sind leider sehr viele befallen und sie verderben regelmäßig all die förderlichen Dinge, welche das Leben auf unserem Planeten um einiges erträglicher machen würden.
>> Auch für Nichtgläubige bietet die Konfrontation mit den "Großen Sieben" tiefe Einsichten in die eigene Psyche: Sie sind eine erhellende, manchmal verstörende Möglichkeit der Selbsterkenntnis. Die Todsünden stellen zudem negative Archetypen menschlicher Charaktere dar.
Deshalb dienten die einstmals sündhaften Leidenschaften und Laster als Primärfarben, mit denen die großen Romanciers und Dramatiker ihre negativen Helden porträtierten: Jagos mörderischer Neid ist das eigentliche Thema in Shakespeares Othello, Ebenezer Scrooge in Dickens Weihnachtsgeschichte oder der Geizige von Molière sind die literarischen Urbilder der Habgier, und Kleists Michael Kohlhaas ist der Inbegriff des selbstzerstörerischen Zorns.Weil die Todsünden offensichtlich anthropologische Konstanten erfassen, taugen sie dazu, auch das Verhalten zeitgenössischer Menschen zu reflektieren und den Gestaltwandel der moralischen und ethischen Probleme ihrer Gesellschaften zu untersuchen. Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit sind durch Kultur und Zivilisation meist nur erstaunlich schwach überformte und mühsam gezügelte Gefühle.
"Sünde" ist deshalb, aller Säkularisierung zum Trotz, auch heute ein Konzept, das jedem Menschen begreiflich bleibt, selbst wenn er es für sich ablehnt.
Ein Merkmal unserer Zeit ist vielmehr, dass es Lebensbedingungen und Situationen gibt, in denen unsere "sündigen" Impulse sehr häufig und mitunter sogar systematisch stimuliert werden: In der mobilen, auf Leistung, Wettbewerb und Konkurrenz ausgerichteten Gesellschaft gibt es eben häufiger Gelegenheit, neidisch oder hochmütig zu sein als in einer Standesgesellschaft. Stress und Zeitdruck machen uns ungeduldig, reizbar – und wir reagieren mit Wut und Zorn auf Hindernisse, echte und eingebildete. Wir werden aber auch ständig zu Konsum und Verzehr, zu Selbstverwöhnung und Bequemlichkeit animiert – und sind deshalb träger, hungriger, geiler und gieriger, als wir es in einer reizärmeren Umwelt wären. Wir sind mehrheitlich zu opportunistischen Augenblickspersönlichkeiten mutiert, zu Schnäppchenjägern des Glücks, das uns die kleinen und großen Sünden verheißen. <<
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung. - Aus Politik und Zeitgeschichte 2014 - Die sieben Todsünden: Heute noch relevant?)
Meine Ansicht dazu:
Man darf und kann zwar durchaus (s)ein vitales Leben führen, aber einem Laster zu verfallen, bedeutet, ein ganz anderes Kapitel aufzuschlagen, einen völlig anderen Weg zu beschreiten.
Gruß von Reklov

