(04-10-2021, 13:53)Geobacter schrieb: .... bei der Gelegenheit auch gleich deine genealogisch-großartige Abstammung und Herkunft zu unterstreichen, kannst du dir wirklich nicht entgehen lassen.
Im Gysiforum steht, dass dein Großvater ein zum Christentum konvertierte Jude gewesen sei... und hier in diesem Forum schreibst du, dass dein Großvater ein orthodoxer Jude gewesen sei... und ich bring da auch nichts durcheinander.
Nun ging es ja bei diesem allergroßartigsten "Großvater-Beispiel" darum, die perverse Abartigkeit deines Karmaglaubens zu relativieren.. und bei der Gelegenheit auch noch knüppeldick "aufzutragen"....
Wenn dein Großvater nur auf Grund hervorragendster Auszeichnungen im 1.WK vom KZ verschont geblieben ist, dann waren all die anderen Juden die dem grausamen Naziregime zum Opfer fielen, doch auch wieder nur selber schuld am eigenen Schicksal.. Oder? Sie haben sich halt im 1. WK zu wenig angestrengt...
Hallo Geobacter,
Zu Deinem Abschnitt 1:
Was soll schon an meiner Abstammung "großartig" sein? Da können andere Personen noch ganz andere Dinge vorweisen!

Mein Großvater trat zwar, weil es der Schwiegervater (Keilriemenfabrikant in Berlin) so verlangte, zum Chirstentum über, blieb aber seinen ursprünglichen relig. Wurzeln treu - wie mir meine Großmutter einst erzählte.
Die Trauung meiner "arischen" Großmutter mit ihrem jüd. Mann fand, nach dem unbedingten Wilen ihres Vaters, in einer christl. Kirche statt. Ansonsten wäre die Ehe vom ihm nicht genehmigt worden. Mein jüd. Großvater musste bei seinem zukünftigen Schwiegervater aber zunächst mal in dessen Haus vorsprechen und dort um die Hand der Tochter anhalten. Dabei wurde eine christl. Trauung vereinbart, welcher mit einem Übertritt meines Großvaters zum Christentum verbunden war.
Meine Großmutter belauschte seinerzeit (mit pochendem Jungmädchen-Herzen, wie sie mir später erzählte), mit dem Ohr an der Zimmer-Tür, jedes Wort dieser Unterhaltung.
Tja - andere Zeiten, andere Sitten! -
Zu Deinem Abschnitt 2:
Ich stellte damals (im Gysi-Forum) die aus dem Hinduismus und Buddhismus stammende "Karma-Theorie" als absolut gerecht vor, denn jeder bekommt nur das "ausgezahlt", was er vorher "eingezahlt" hat - nicht mehr und nicht weniger!
Ich persönlich will eine solche Theorie weder annehmen, noch als "unwahr" deklarieren, schließlich stellt sie lediglich ein Gedankenmodell zum Dasein vor. Allerdings kann man diesem Modell "Gerechtigkeit" nicht absprechen!
Karma bezeichnet lediglich ein "spirituelles Konzept", nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren. Es darf und kann sich jeder an solch einem Gedanken-Modell stören oder nicht, denn auch hierzu kann kein "absoluter Beweis" (als Wahrheit!) auf den Tisch gelegt werden.
Übrigens:
Es kann sich eine Person im Leben auch noch so "anstrengen", die offenen Rechnungen müssen, laut Karma-Theorie", alle früher oder später bezahlt werden. Dies zu Deiner Frage zu den Opfern des Nazi-Regimes, was einen aber zugegeben mehr als unzufrieden und ratlos zurück lasst. Ähnlich verhält es sich aber auch bei relig. Welt-Deutungen. Selbst Wissenschaften können nur vorläufige Richtigkeiten aussagen.
Zu Deinem Abschnitt 3:
Für meinen Großvater waren die Folgen des 1. Weltkrieges entsprechend zu "bezahlen", denn er wurde schwer krank und verstarb bereits, als ich 4 J. alt war.
Mein Vater (Transportflieger im 2. Weltkrieg) erlitt durch Granatsplitter in Nordafrika innere Verletzungen, welchen er erlag, als ich 5 J. alt und der Krieg schon längst beendet war.
Beide Personen hatten vor, nach der Machtergreifung der Nazis, zu Freunden nach Amerika auszuwandern, unterließen dies aber auf drängelnde Bitten meiner Großmutter, die fest daran glaubte, unter den neuen (braunen) Machthabern würde alles "schon nicht so schlimm werden". Man sieht (auch daran), dass selbst unterlassene Handlungen ihre Folgen (welche auch immer!) nach sich ziehen. - Später waren die Grenzen zu und eine Auswanderung nicht mehr drin.
Noch heute wundert mich, dass mein Vater zum Militärdienst zugelassen worden war. Obwohl Mischling 1. Grades, war er wohl für die Verantwortlichen - als Pilot eines Transportfliegers, auf der Strecke Kreta - Nordafrika, - gut genug.

Gruß von Reklov