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Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik)
#31
(01-09-2017, 21:59)Ekkard schrieb: Die "naturwissenschaftliche Methode" ist an einigen wenigen Grundregeln aufgehängt. Die wesentlichsten lauten:
  • Kausalität / Kausalkette: Die Beschreibung (eines Experiments) muss auf mindestens eine Ursache zurück zu führen sein.
  • Universalität: Ein Experiment muss überall, zu jeder Zeit und von jedermann durchgeführt dasselbe Ergebnis haben.
  • Räumliche und zeitliche Konkretisierung: Beschreibungen müssen Ort und Zeit ggf. den Ablauf benennen.
  • Weltanschauliche Abstinenz: Die Beschreibung darf keine weltanschaulichen Beurteilungen enthalten, genau genommen überhaupt keine Urteile fällen.
  • Intellektuelle Redlichkeit: Randbedingungen und Prämissen müssen lückenlos genannt werden
  • Occam's razor: Theorien, die mit weniger Prämissen auskommen, sind anderen Beschreibungen vorzuziehen
  • Falsifizierbarkeit: Eine Theorie darf nicht gegen bestimmte empirische Ergebnisse "immunisiert" werden.
Von der Universität Stuttgart gibt es unter dem Titel "Physik des 20. Jahrhunderts" ebenfalls eine Sammlung von Grundlagen der Physik, die ja eine der Naturwissenschaften ist. Ich behalte mal die dortigen Formulierungen bei:
  • Realität: Es gibt eine von unserem Dafürhalten unabhängige Wirklichkeit, kritischer Rationalismus (Wir irren uns empor)
  • Idealisierung: Vernachlässigung jener Aspekte die kaum Auswirkungen haben, so dass eine quantitative Behandlung möglich wird.
  • Separabilität: Man kann Teilsysteme so separieren, das bei ihrer Untersuchung äußere Einflüsse (fast) keine Rolle mehr spielen.
  • Universalität: Man geht davon aus, dass es einige einfache mathematische Gesetze gibt, die universelle Gültigkeit haben, d.h. sie sind intersubjektiv, orts- und zeitunabhängig -> Reproduzierbarkeit.
  • Induktion und Deduktion: Wechselspiel vom Besonderen (Experiment) auf das Allgemeine (Theorie) und vom Allgemeinen aufs Besondere
  • Falsifizierbarkeit: Wissenschaftliche Aussagen müssen empirisch widerlegbar sein. (=> Karl Popper)

    Man sieht, dass einige Punkte ergänzt werden: Realität, Idealisierung, Separabilität, Induktion/Deduktion. Diese Punkte sehe ich in Grenzbereichen als nicht unbedingt gegeben an, zumal dann, wenn sie sich auf "unsere Welt" einschließlich Urknall beziehen. Hinweise (Links) dazu sind bereits im Thread-Verlauf enhalten.
    Die Universalität ist mathematisch begründet. So etwas stößt bei mir auf Skepsis, weil mathematische Beschreibungen an die Axiome der Mathematik gebunden sind. Hinter der Forderung nach Universalität steckt aber mehr, wie ja schon das Adjektiv "intersubjektiv" unterstellt.
    Die Falsifizierbarkeit ist m. E. identisch definiert.
    Die Reduktion von Zusatzannahmen bei der Theoriebildung (Occam's razor) fehlt bzw. steckt in den "einfachen mathematischen Gesetzen" unter "Universalität".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard


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RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 21:54
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 21:39
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Gundi - 02-09-2017, 22:03
RE: Naturwissenschaftliche Methode (Axiomatik) - von Ekkard - 01-07-2021, 11:08

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