14-06-2021, 17:45
(14-06-2021, 14:51)Ulan schrieb: Nun, das Bundesverfassungsgericht hat mit seinem Urteil zum "dritten Geschlecht" halt indirekt Handlungsbedarf erzeugt, der durch solche Beschluesse umgesetzt wird. Ist das per se "links"?
Das dritte Geschlecht als Eintrag im Personenregister ist sicherlich eine gute Sache. Es hat aber mit der Sprache nur bedingt zu tun, ein Beispiel wären Anreden. "Sehr geehrte Damen und Herren" geht nun mal nicht mehr, wenn es auch offiziell ein drittes Geschlecht gibt.
Davon abgesehen sehe ich aber keinen Zusammenhang zwischen dem Urteil und der Sprache. Das generische Maskulinum ist ja bereits geschlechtslos (im biologischen Sinne). Wenn zb. der Plural "Bürger" als biologisch geschlechtslose Bezeichnung genutzt wird, inkludiert das eben alle gleichermaßen. Und in der Vergangenheit wurden die Begriffe so genutzt und verstanden. Das dritte Geschlecht wird dementsprechend also gar nicht ausgeschlossen.
Die Notwendigkeit zur Gendersprache aus dem Gerichtsurteil heraus sehe ich daher nicht unmittelbar.
Dass das generische Maskulinum ausgrenzend sei, ist imho momentan noch die Meinung einer identitätspolischen Minderheit. Auch sind mir keine Zahlen bekannt, wie viele Menschen des dritten Geschlechts (oder auch Frauen) sich denn tatsächlich durch unsere Sprache diskriminiert fühlen.
Ich sehe daher nicht, inwiefern es weltanschaulich neutral wäre, wenn Behörden jetzt auf einmal gendern.
Das kann sich natürlich ändern und wird es vielleicht auch. Ich schrieb ja bereits in Beitrag 2: "...man sollte aber auch nicht drüber wegsehen, dass es Menschen gibt, die sich durch die Sprache ausgeschlossen fühlen. Da kommt dann halt die Frage auf, welche Prioritäten gesetzt werden und ab wann die Forderungen einer Minderheit relevant genug sind, um auch eine Mehrheit in die Pflicht zu nehmen."
(14-06-2021, 14:51)Ulan schrieb: Was ich hier als neutral bezeichnet habe, war das Auftreten der oeffentlichen Insitution gegenueber den offiziell ja wohl heutzutage mindestens drei Geschlechtern.
Das generische Maskulinum ist ja bereits eine sogenannte "sexusindifferente", und damit alle inkludierende, Bezeichnung.
