(06-03-2021, 13:10)eddyman schrieb: Die ersten beiden Zustände sind für den Kontext uninteressant, einmal "schlummernd" (wenn man sich Hitler als kleines Kind vorstellt, in dem die unbewussten Tendenzen nur in Samenform vorhanden sind), und "verfeinert" (wie bei einem Yogi vermindert und leicht beherrschbar).
Hier geht es um die letzten beiden. Die samskaras (also die unbewusste Substanz, oder latent gewordenen Eindrücke, die vergangene Handlungen in uns hinterlassen haben) können überwältigt oder voll wirksam sein.
Weil keine Reaktion folgt, also ich finde das ziemlich wesentlich und auf dem Punkt. Und da könnte man wirklich konkret ein Lernen ansetzen.
Der "schlummernde" Zustand weist auf die Wichtigkeit der Erziehung hin. In welcher Atmosphäre man aufwächst entscheidet mit, welche samskaras "aufwachen", und das sollten nicht die schlechten sein (wie in dem Film "Das weiße Band").
Der zweite Zustand der "Unterdrückung" weist darauf hin, dass auch im späteren Alter positiver Input dafür ausschlaggebend ist, was für aktivierte samskaras auch an die Oberfläche treten können. Auch selber kann man aktiv sein "psychisches Milieu" steuern, in dem man entsprechende Eingaben macht (vlg. die "antirrhetische Methode" oder Gegenrede bei den Wüstenvätern). Mir ist aufgefallen, dass das wirklich Teil der Alltagspsychologie bei manchen Menschen ist, die sich so im Gleichgewicht zu halten wissen.
Bis hierhin ist und bleibt es jedoch fragwürdig, weil die Abhängigkeit von außen einfach da ist. Entscheidend ist, würde ich sagen, deswegen der "voll wirksame" Zustand, weil darüber jeder Mensch selber bestimmen kann. Ein interessanter Gedanke, gerade eben nichts zu unterdrücken, auch niemanden schützend vor äußeren Einflüssen in Watte zu packen, sondern alles was kommt auslaufen zu lassen! Dann gibt es keine Gefahren. Dann ist nichts großes da, was sich hätte Anstauen können, und was irgendwelche günstigen Umstände entladen oder irgendjemand für irgendwas kanalisieren könnte.
"Voll wirksam" dürfte dann aber natürlich nicht bedeuten, dass man selbst dem ausgeliefert ist und mit diesen Tendenzen mitgeht, und so dementsprechend unbewusst oder zwanghaft handelt. Der voll wirksame Zustand ist nur gefährlich, wenn es eine Identifikation gibt, bzw. keine innere Distanz dazu aufgebaut werden kann. Ein Bewusstwerden kann nur erfolgen, wenn die aufsteigenden Gedanken und Gefühle wirklich wahrgenommen werden.
Also mir scheint, das ist, was sie alle fordern. In der Psychologie, das Unbewusste bewusst zu machen.
Christentum: das Tragen des Kreuzes, Buddhismus: wache bei den Gefühlen über die Gefühle, oder mit einem modernen Gleichnis von Sadhguru: als "Karma-Download" +https://youtu.be/fSr_XwHivio?list=PL3uDtbb3OvDNDjm-mp82KCJB6VDpqZi3I&t=3532
Ich würde es einfach als ganz normalen Bestandteil einer inneren Kultur ansehen. Und die fehlt. Deswegen würde ich sagen, dass wir (noch) nichts wirklich Substanzielles aus unserer Geschichte gelernt haben.