28-02-2021, 12:46
(27-02-2021, 06:05)Ulan schrieb: Ich habe jetzt leider den Autor vergessen, aber ich hatte mal die Kurzform zu einer soziologischen Studie gelesen, nach der das radikale Aufraeumen der Nazi-Diktatur mit zum Teil seit Jahrhunderten bestehenden regionalen gesellschaftlichen Machtstrukturen zu einer Modernisierung der Gesellschaft fuehrte, die nach dem Krieg mitverantwortlich war fuer den darauf folgenden Boom. Trotz teilweiser Restitutionen wurden die alten Strukturen nie wieder in ihrer vorher existierenden Form wiederhergestellt - dafuer war der ihnen angetane Schaden zu gross - so dass tatsaechlich die Nachkriegsgesellschaft von diesen Folgen des Naziregimes profitierte. Dass diese Modernisierung urspruenglich zugunsten und zur Bereicherung der Nazi-Partei und ihrer Fuehrungspersonen auf allen Ebenen durchgefuehrt worden waren, aendert daran nichts. Solche Erkenntnisse sind wichtig um Mechanismen zu erkennen.
Das erinnert daran, dass gesagt wurde, dass auch die (eigentlich inakzeptable) Egoismus-Politik von Trump dem Land ein paar gute Aspekte gebracht hat, die vielleicht ein anderer regelkonformer Präsident so oder zumindest so schnell nicht hätte anleiern können. Ich denke ich weiß schon, was Du meinst.
Trotzdem ist diese Sichtweise ein Kompromiss, weil das so nicht wünschenswert sein kann. Eine Führungskraft sollte aus einem gewissen Bewusstheitslevel heraus handeln, sie sollte im Stande sein, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen, und verantwortlich durch eine Verbindung mit ihrem Umfeld (Stichwort "Menschlichkeit") die günstigste Entscheidung treffen. Steht die Führungsperson auf einem niedrigen Bewusstheitsniveau (wie bei Hitler oder Trump), dann sind die positiven Auswirkungen seiner Entscheidungen nicht kalkulierbar und ereignen sich vielmehr zufällig.
Es kann also nicht als Maßstab dienen, daraus irgendwas zu lernen (worauf ja die Threadfrage abzielt).

