(15-01-2021, 09:10)Praytes schrieb: ... ein generelles Redeverbot für Frauen in den Versammlungen abzuleiten, halte ich für etwas zu kurz gesprungen.
Den Hinweis, dass besagte Textstelle mit dem, was zuvor steht, nicht zusammenpasst und dass das schon sehr früh erkannt und bemängelt wurde, hat Ulan schon gegeben.
Heute nimmt die kritische Forschung weitgehend übereinstimmend an, dass der ausschließlich in westlichen Handschriften(!) aufscheinenden Textteil als frühe Randglosse , die beim Abschreiben an unpassender Stelle eingefügt worden war, zu bewerten ist.
Das ist die einzige plausible Erklärung für das reichlich unangebrachte Schweigegebot.
Wäre wäre Paulus der Meinung gewesen, Frauen sollten in der gottesdienstlichen Versammlung überhaupt nicht den Mund auftun, hätte er sich die Erörterung der passenden Haartracht bei ihrem Auftreten im Gottesdienst ersparen können (1Kor 11, 5f.).
Da aber Gegenteiliges der Fall ist und Paulus die prophetisch sprechende Frau (γυνὴ προσευχομένη ἢ προφητεύουσα) in völliger Gleichberechtigung zu Männern auftreten lässt, wirkt das (wohl interpolierte) Redeverbot geradezu absurd.
MfG B.

