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Frommer Schwindel oder raffinierte Fälschung?
#4
Ulan schrieb:1.)* Die Aenderungen in den Texten des Neuen Testaments sind vielfaeltig und haben viele verschiedene Gruende. Wir haben alles, von "stiller Post" ueber simple Missverstaendnisse bis hin zu absichtlichen, theologisch motivierten Aenderungen.

2.)* Reliquien- und Wallfahrtsschwindel sind Zeichen spaeterer Zeiten. Konstantins Mutter Helena reiste nach Judaea, hatte uneingeschraenkten Zugriff auf die Kasse des Roemischen Reiches und ……..

*Aufzählung von mir/Davut erzeugt

zu 1.) Zweifellos richtig, aber noch sehr freundlich, um nicht zu sagen: "schmeichelhaft" formuliert. Vergessen wir nicht die Massenänderungen in der "Vulgata", die Hieronymus als Auftragsarbeit seinem Papst Damasus I abzuliefern hatte. Wenn er denn gerade Zeit hatte und keinem Löwen den Stachel aus der Pfote pieksen musste. Damasus selbst sich nicht nehmen, die Texte solange zu ändern, bis sie ihm gefielen. Insgesamt spricht man von 350 Änderungen der Urtexte, oder waren es 10 x soviel ?,  erinnere es im Moment nicht.

Ich denke auch eher an die vielen späteren Fälschungen aus krimineller Energie, von denen die Konstantinische Schenkung nur die Spitze des Eisberges ist. Menschen wurden bei ihrer Ablehnung/Verweigerung als Häretiker gebrandmarkt, ihre Bücher verbrannt und gelegentlich auch die Verfasser selbst.

zu 2.) In der Tat, die Chefintrigantin am byzantinischen Hof, Helena, Bigamistin und Konkubine des Kaisers, "fand" bei ihrer Pilgerreise gleich alle drei Kreuze von Golgatha und begründete damit einen unglaublichen Hype auf Reliquien, von denen folgende wohl die seltsamste ist; man muss nur etwas flämisch können, um das zu verinnerlichen:

In Antwerpen wurde sie seit dem 12.Jh. als Reliquie in großem Pomp gezeigt, der lange Zeit später sogar eine Kapelle und ein prunkvoller Marmor-Altar in der Kathedrale geweiht wurden: Ein Körperstück Jesu  "van der heiliger Besnidenissen ons liefs Heeren Jhesu Cristi", richtig übersetzt: der Vorhaut Jesu.

Man muss es sich einmal vorstellen, dass die katholische Kirche mitsamt vieler Päpste, die sich zu diesem Blödsinn bekannten, noch eins draufsetzte. Man gönnte Antwerpen den Ruhm nicht und erfand noch mächtige Konkurrenz: die Vorhaut Christi von Rom. Keine geringere als die Nationalheilige Schwedens, die Hl. Birgitta, verbürgte sich für die Echtheit der römischen Vorhaut - pikanterweise noch unter Zuhilfenahme einer ganz wichtigen Zeugin: der Muttergottes.

Reichen Segen konnten die Gläubigen auch aus dem Besuch der Vorhäute gewinnen - und die Päpste auch. Bis ins18.Jh. Das lukrative Geschäft der Wallfahrtsorte bis zum heutigen Lourdes konnte beginnen.

Zwei kleine Beispiele nur - aber symptomatisch nicht nur für die Fälscherei in Gottes Namen sondern auch für die ungebremste Reliquiensehnsucht eines leichtgläubigen Volkes, das sich durch deren Besuch reiche Ablässe von seinen Sündenstrafen erhoffte.

MfG


Formatierung entfernt, da der Beitrag unleserlich war - Ulan
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Frommer Schwindel oder raffinierte Fälschung? - von Davut - 11-09-2020, 12:59
RE: Frommer Schwindel oder raffinierte Fälschung? - von Davut - 12-09-2020, 11:09

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