(04-09-2020, 12:14)Davut schrieb: Genau, ein Alleinstellungsmerkmal hat die Kreuzigung Jesu nicht; ein gutes Argument - auch wenn es keine "Hunderttausende" waren. Eher unwahrscheinlich ist er auch ans Kreuz genagelt worden. Bis auf ein einziges durch die Fersen genageltes Knochenfragment hat die Archäologie nichts gefunden. Die übliche Hinrichtungsart war eher unblutig - ein langsames, qualvolles Ersticken "am Holze" erwünscht. Bei den 6000 Spartacus-Aufständischen, die an der Via Appia gekreuzigt wurden, wird man sich die vorherige blutige Geißelung auch wohl aus Zeitgründen erspart haben.
Das ist trotzdem immer noch stark umstritten, da auch antike Texte vom Nageln als dem Standardverfahren sprechen. Wenn die Naegel durch die Weichteile gingen, findet man auch wenig an den Knochen; bzw. der wohl am wahrscheinlichsten benutzte Knochen ist sehr poroes und zerfaellt leicht. Was die Zahlen angeht, kann man halt nur schaetzen. Josephus spricht von 500 oder mehr Kreuzigungen vor der Stadtmauer Jerusalems waehrend jeden Tages der Belagerung, die vorher noch gefoltert wurden mit dem entsprechenden Blutverlust, und dann zur Belustigung der Soldaten in allen moeglichen Positionen an die Kreuze genagelt wurden. Da kommt man schnell auf riesige Zahlen. Allerdings ist das halt wie mit seinen Angaben zur Bevoelkerungszahl Jerusalems immer ein wenig fraglich, wie nahe das der Wirklichkeit kommt.
Die Erklaerung, warum keine Naegel gefunden wurden: die hatten angeblich magische Heilkraefte und waren viel zu wertvoll um sie bei den Toten zu belassen. Der einzige gefundene Nagel war so verbogen, dass er nicht haette entfernt werden koennen. Mishna Shabbat 6:10 legt davon noch Zeugnis ab:
"One may go out on Shabbat with a locust egg, and with a fox tooth, and with a nail from the crucified, for the purpose of healing; this is the statement of Rabbi Meir."
Aber ja, das hat mit dem Thema selbst herzlich wenig zu tun, und im Prinzip ist noch vieles unbekannt. Nicht mal die gaengige Kreuzform ist gesichert.

