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Südtirol - ein altes Thema der Sozialdemokratie
#55
(22-08-2020, 22:10)Ulan schrieb: Es geht nicht darum, dass du die Rolle der Entente-Maechte kritisch siehst - das tut Davut auch.  
 

Und wenn wir nach 100 Jahren schon dabei sind, die Kriegsumstände von damals aufzuarbeiten und zurecht zu rücken, muss auch ein weiteres Vorurteil aus dem Weg geräumt werden: das der allgemeinen angeblichen   Kriegsbegeisterung der deutschen Bevölkerung. Auch das ist ein Zerrbild, das einer gründlichen Analyse heute  nicht mehr  stand hält.

Zwar hat sich diese Euphorie jubelnder Massen im August 14 im kollektiven Bewußtsein der Deutschen/Österrreicher verankert. In jüngerer Zeit wurde sie durch eine Reihe wegweisender Forschungen berichtigt (Google Erster Weltkrieg, Allgemeine Kriegsbegeisterung ist eine Mär, SZ 6.8.14).

Allein in Berlin demonstrierten trotz Versammlungsverbots 100 000 Menschen bei Prortestzügen gegen den Krieg. Und zwar, womit wir bei einem Teilbereich dieses Threads wären, von der SPD initiiert. Das waren in jenen Tagen  mehr Protestler als Jubler bei den patriotischen Demonstrationen.

Überhaupt beherrschte bei den kriegsbegeisterten Patrioten nur eine kleinere gebildete (Studenten)-Schicht  die öffentlichkeitswirksamen Bilder. Sie zogen johlend durch die Straßen und ließen sich als Soldaten später Blumensträuße auf die Seitengewehre pflanzen. Auf dem Land und in der Stadt dagegen herrschte blankes Entetzen. Wer sollte die Arbeit in den Fabriken machen, wer sollte die Ernte einbringen, wenn die jungen Söhne "an die Schlachtbank" geführt wurden (der Bremer Sozialddemokrat Eildermann)? Ich weiß es noch von meinem Großvater, der seinen jungen Hoferben verlor.

"Blut muß fließen, viel Blut " hatte doch schon Wilhelm II in seinem unnachahmlich dummen Duktus  gefordert. Wenigstens in diesem Punkt sollte er Recht behalten.  Wie sagte doch so schön über sich selbst: "Zum Großen sind wir noch bestimmt, und herrlichen Tagen führe ich Euch entgegen" . An das Haus Doorn in Holland und das dortige Holzhacken und Entenfüttern wird er nach seiner erzwungenen Abdankung wohl kaum gedacht haben.

Wer das Loblied der Deutschen singt, darf die Strophen über seinen unrühmlichen letzten Kaiser nicht schlucken.

MfG
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RE: Südtirol - ein altes Thema der Sozialdemokratie - von Davut - 23-08-2020, 10:20

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