29-07-2020, 05:17
Hatten wir die Diskussion nicht schon mal? Persoenlich habe ich mich eigentlich immer mit Religion beschaeftigt (im Prinzip mit allen Weltreligionen); allerdings hat das schon in meinen spaeteren Jugendjahren dazu gefuehrt, dass ich zumindest nicht mehr glaeubig bin, falls das Teil der Frage war. Meine spaetere Beschaeftigung damit, wie sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Religionen in geschichtlich etwas besser dokumentierter Zeit gebildet haben (z.B. LDS, Scientology, etc.), hat mich in dieser Ansicht weiter gefestigt.
Ich habe aber in den letzten Jahren sehr viele Lehrbuecher gelesen, die von Theologen in ihrer Ausbildung zum Pastor verwendet werden, und weitere Fachliteratur. Wenn's nur ein Buch zum Neuen Testament sein soll, empfehle ich die "Einleitung in das Neue Testament" von Udo Schnelle. Peter Pilhofer's "Das Neue Testament und seine Welt" ist ein wenig eigenwilliger, aber auch sehr lesenswert. Fuer das Alte Testament kenne ich den Zenger am besten. Fuer beide Teile der Bibel gibt's in der Reihe C.H.Beck Wissen auch kurze Einleitungen von Gerd Theissen (NT) und Christoph Levin (AT). Was die Entstehungsgeschichte angeht, so nehme ich unter anderem Gerd Theissens "Die Entstehung des neuen Testaments als literaturgeschichtliches Problem" oder Konrad Schmid's "Literaturgeschichte des Alten Testaments" zur Hand. Ich habe aber noch Dutzende andere Werke gelesen, die aufzuzaehlen hier den Rahmen sprengen wuerde. Was in neulichen Diskussionen aufkam, war unter anderem Jan Assmanns "Exodus" oder Thomas Römers "Die Erfindung Gottes". Das sind also alles Autoren vom Fach. Wie auch immer, ich habe zumindest eine recht gute Idee, wie die theologischen Fakultaeten die Texte heutzutage beurteilen. Daneben ist ein Blick in das Umfeld zu empfehlen, also Patristik, und auch wie Literatur in der Antike allgemein, also auch ausserhalb des christlichen Bereiches, behandelt wurde.
Von der Ausbildung her bin ich Naturwissenschaftler, also Biochemiker, auch wenn meine Taetigkeit dann ziemlich in die Richtung Biophysik ging.
Was ist "wahr" an Bibeltexten? Das ist sehr unterschiedlich und haengt auch davon ab, welche Art von Wahrheiten man sucht. Auch die Texte des AT sind kulturhistorisch sehr wertvoll, und in manchen Texten bekommt man gute gesellschaftliche Einblicke. Was Jesus angeht, wer weiss das schon. Die Annahme, dass er ein juedischer Prediger war, der wohl so eine Art Schule um sich scharte, erscheint mir am Wahrscheinlichten. Seine Lehren sind ja hauptsaechlich auf der Linie Hillels, mit ein bisschen Schammai eingestreut. Wenn man das Lukas-Evangelium woertlich nimmt, hat er dann irgendwann angefangen, zu agieren, um eine prophezeite Sequenz von Ereignissen auszuloesen, die zum Sieg Gottes ueber Israels Feinde fuehren wuerde (Lukas macht klar, dass er teilweise gegen seinen eigenen Willen handelte, um dieses Ziel zu erreichen). Nur, ganz abwegig ist auch eine Deutung nicht, die sich aus dem Markus-Evangelium ergibt, das, wenn es tatsaechlich das Ursprungsevangelium gewesen sein sollte (oder eine Bearbeitung davon), auch allegorisch gelesen werden kann, was der Historizitaet dann den Rest geben wuerde. Das ist aber eine These, die nur von sehr wenigen Leuten vertreten wird.
Und dann haben wir natuerlich die Paulusbriefe, von denen zumindest einige generell als echt angesehen werden und einen schoenen Blick auf das fruehe Christentum erlauben, bzw. einen bestimmten Teil davon. Paulus wirkt generell psychologisch sehr lebensecht, anders als der Jesus der Evangelien. Die Apostelgeschichte, die katholischen Briefe und die Pastoralbriefe halte ich weitgehend fuer theologische Zweckliteratur, die dazu geschrieben wurde, Richtungskaempfe fuer einen bestimmten Fluegel des Christentums zu entscheiden. Eine aehnliche Entwicklung ist in den spaeteren Evangelien zu beobachten. Das Lukas-Evangelium ist dabei eventuell eine spaete Ueberarbeitung des Evangeliums des Markion, wobei auch andere NT-Texte zu dem Zeitpunkt weiter ueberarbeitet wurden - oder sogar erstmals verfasst.
Und das ist jetzt alles viel zu lang und hat mit dem Thema herzlich wenig zu tun. Ich denke, ich verschiebe das spaeter irgendwo anders hin.
Ich habe aber in den letzten Jahren sehr viele Lehrbuecher gelesen, die von Theologen in ihrer Ausbildung zum Pastor verwendet werden, und weitere Fachliteratur. Wenn's nur ein Buch zum Neuen Testament sein soll, empfehle ich die "Einleitung in das Neue Testament" von Udo Schnelle. Peter Pilhofer's "Das Neue Testament und seine Welt" ist ein wenig eigenwilliger, aber auch sehr lesenswert. Fuer das Alte Testament kenne ich den Zenger am besten. Fuer beide Teile der Bibel gibt's in der Reihe C.H.Beck Wissen auch kurze Einleitungen von Gerd Theissen (NT) und Christoph Levin (AT). Was die Entstehungsgeschichte angeht, so nehme ich unter anderem Gerd Theissens "Die Entstehung des neuen Testaments als literaturgeschichtliches Problem" oder Konrad Schmid's "Literaturgeschichte des Alten Testaments" zur Hand. Ich habe aber noch Dutzende andere Werke gelesen, die aufzuzaehlen hier den Rahmen sprengen wuerde. Was in neulichen Diskussionen aufkam, war unter anderem Jan Assmanns "Exodus" oder Thomas Römers "Die Erfindung Gottes". Das sind also alles Autoren vom Fach. Wie auch immer, ich habe zumindest eine recht gute Idee, wie die theologischen Fakultaeten die Texte heutzutage beurteilen. Daneben ist ein Blick in das Umfeld zu empfehlen, also Patristik, und auch wie Literatur in der Antike allgemein, also auch ausserhalb des christlichen Bereiches, behandelt wurde.
Von der Ausbildung her bin ich Naturwissenschaftler, also Biochemiker, auch wenn meine Taetigkeit dann ziemlich in die Richtung Biophysik ging.
Was ist "wahr" an Bibeltexten? Das ist sehr unterschiedlich und haengt auch davon ab, welche Art von Wahrheiten man sucht. Auch die Texte des AT sind kulturhistorisch sehr wertvoll, und in manchen Texten bekommt man gute gesellschaftliche Einblicke. Was Jesus angeht, wer weiss das schon. Die Annahme, dass er ein juedischer Prediger war, der wohl so eine Art Schule um sich scharte, erscheint mir am Wahrscheinlichten. Seine Lehren sind ja hauptsaechlich auf der Linie Hillels, mit ein bisschen Schammai eingestreut. Wenn man das Lukas-Evangelium woertlich nimmt, hat er dann irgendwann angefangen, zu agieren, um eine prophezeite Sequenz von Ereignissen auszuloesen, die zum Sieg Gottes ueber Israels Feinde fuehren wuerde (Lukas macht klar, dass er teilweise gegen seinen eigenen Willen handelte, um dieses Ziel zu erreichen). Nur, ganz abwegig ist auch eine Deutung nicht, die sich aus dem Markus-Evangelium ergibt, das, wenn es tatsaechlich das Ursprungsevangelium gewesen sein sollte (oder eine Bearbeitung davon), auch allegorisch gelesen werden kann, was der Historizitaet dann den Rest geben wuerde. Das ist aber eine These, die nur von sehr wenigen Leuten vertreten wird.
Und dann haben wir natuerlich die Paulusbriefe, von denen zumindest einige generell als echt angesehen werden und einen schoenen Blick auf das fruehe Christentum erlauben, bzw. einen bestimmten Teil davon. Paulus wirkt generell psychologisch sehr lebensecht, anders als der Jesus der Evangelien. Die Apostelgeschichte, die katholischen Briefe und die Pastoralbriefe halte ich weitgehend fuer theologische Zweckliteratur, die dazu geschrieben wurde, Richtungskaempfe fuer einen bestimmten Fluegel des Christentums zu entscheiden. Eine aehnliche Entwicklung ist in den spaeteren Evangelien zu beobachten. Das Lukas-Evangelium ist dabei eventuell eine spaete Ueberarbeitung des Evangeliums des Markion, wobei auch andere NT-Texte zu dem Zeitpunkt weiter ueberarbeitet wurden - oder sogar erstmals verfasst.
Und das ist jetzt alles viel zu lang und hat mit dem Thema herzlich wenig zu tun. Ich denke, ich verschiebe das spaeter irgendwo anders hin.

