26-07-2020, 11:06
Wenn man sich die wirtschaftliche Situation zur Zeit Jesu anschaut, gewinnt man ein sehr irdisches Bild vom Reich Gottes. Sklaverei, ausbeuterische Besteuerung, Armut, Hungersnot. Während wir heute immer darüber nachdenken wollen, was die Bergpredigt doch ganz abstrakt bedeuten könne und welche Gleichnisse in ihr verborgen sind, sprach Jesus an die Menschen mit ihren realen Nöten. Die Leid erfahren werden getröstet werden, die Hungernden werden zu Essen haben, die politisch Verfolgten werden Gerechtigkeit erfahren. Einerseits spielt hier natürlich der Gedanke des Gerichts, durch das Gerechtigkeit gesprochen wird, eine Rolle, gleichzeitig ging es aber darum, den Notleidenden zu sagen: das Reich Gottes wird hier auf Erden kommen und das nicht in einer Fernen Zukunftsvision, sondern es ist mit mir bereits angebrochen. Spätere nachchristliche Religion haben das Reich Gottes theologisch aufgeplustert und irgendwelche abstrakten Jenseitsvorstellungen als das "Reich Gottes" konstruiert, aber dafür hatte Jesus zu seiner Zeit gar keine Gedanken. Es ging um die Gerechtigkeit auf Erden, die "nicht von dieser Welt" (Joh 18,36) ist.

