08-03-2020, 22:23
(15-08-2019, 15:05)Ulan schrieb: Ich glaube nicht, dass Bibelexegese das Ziel hat, wissenschaftlich zu sein. Sie muss es auch gar nicht. Die Tradition, die von juedischer Seite kommt, hat immer schon die Texte auf andere Vorgaenge bezogen, die Geschichten stark erweitert, vollkommen neue Seitengeschichten aus einzelnen Halbsaetzen gesponnen, etc.ich würde dich als biblizisten einstufen.
Es gibt viele Traditionen, die sich aus solchen Interpretationen entwickelt haben, z.B., dass der Vater Abrahams heidnische Idole schnitzte und den Dienst, vor diesen Opfer durchzufuehren, verkaufte. Das steht nicht in der Bibel, aber in den alten Auslegungsbuechern.
Ein interessanter Seitenaspekt dabei ist, dass das erste Evangelium eventuell gar nichts anderes war als eine Auslegung alttestamentlicher Texte, die auf eine in dem Moment sehr brennende Situation angewandt wurden.
die historische forschung belegt mit sicherheit, dass jesus nicht von den toten auferweckt wurde. damit wurden die grundfesten der mächtigsten religion der welt zerstört. die historisch theologische forschung hat diese entlarvung, eines der tragenden säulen des christentums bewirkt. das ergebnis stammt nicht von atheisten, wie manche fromme vielleicht vermuten, diese entlarvenden ergebnissen über jesus kommen meist von protestanischen forschern wie rudolf bultmann. die auferstehungsgeschichten sind für ihn und den modernen protestantismus mythologische geschichten und als solche haben sie den menschen von heute nichts mehr zu sagen.
allerdings hat sich die katholische kirche dagegen gewappnet, indem jeder katholische theologe einen "antimodernisteneid" ablegen musste, der bis in die 60erjahre galt. forschungsergebnisse wurden nur dann anerkannt, so lange die nicht der lehre der katholischen lehre widersprachen.
die irrtumslosigkeit der bibel hat sich als fatamorgana entpuppt.
die folge war, parallel zum kirchenchristentum entstand eine religiöse subkultur mit starken missionierungsdrang. kennzeichnend sind eine ablehnung der modernen forschungsergebnisse und eine verherrlichung der bibel.
edi

