(12-11-2019, 00:27)Sinai schrieb: Bei Latein ist das noch viel klarer. Wenn die Entscheidung ansteht zwischen Französisch und Latein, dann ist zu beachten, daß Latein zwar eine völlig nutzlose, tote Sprache ist, aber daß ein Abitur ohne Latein ein Problem ist. Ohne Latein kannst du in Deutschland* weder Medizin noch Jura studieren, nicht einmal Pharmazie, Biologie oder Mathematik - sondern nur Technik oder Betriebswirtschaft.
Das ist schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr so. Mediziner konnten schon als ich zur Uni ging das Latinum durch einen Kurs im Grundstudium ersetzen - Griechisch kennt ja sowieso fast niemand, weshalb der Kurs eh noetig war - und Biologie hatte eh keine solche Voraussetzung. Ich hatte zwar das grosse Latinum, aber das war auch damals schon nutzlos, wenn man nicht gerade Geschichte oder Theologie studieren wollte.
Diese Persistenz von Latein an deutschen Schulen ist in gewisser Hinsicht merkwuerdig. Als zweite Fremdsprache wuerde ich bestenfalls Spanisch empfehlen. Heute waere eventuell auch Mandarin keine schlechte Option. Englisch ist natuerlich absolut unabdingbar.
Was Deine Technikfeindlichkeit angeht, so steht dem immer die Seite entgegen, die Du gerne vergisst: Selbst den Armen geht's heute so gut wie noch nie in der Geschichte zuvor. Diese generelle Unzufriedenheit, die sich momentan breit macht, hat mehr damit zu tun, dass Leute keine wirklich existenziellen Probleme mehr haben. Krankheit oder die Angst zu verhungern oder jederzeit totgeschlagen zu werden sind so gut wie weg - mal abgesehen von Beschwerden, die nur relevant werden, weil wir immer aelter werden. Da wird dann jede Muecke zum Elefanten aufgeblasen, weil der Geist Amok laeuft - etwas, das eddyman weiter oben angesprochen hat.