(11-11-2019, 16:38)eddyman schrieb: es ist wohl so, dass es jeder Gesellschaft darum geht, sich selbst zu erhalten, und damit die Wirtschaftsmaschine weiterläuft braucht man halt Fachkräfte und Zahnrädchen dafür. Wenn ein Kind den Vater fragen würde, was für ein Fach es denn wählen sollte, Musik oder Französisch, dann wird der Vater wohl für die Fremdsprache sein, weil das kann man später mal "brauchen". So ist wohl die überwiegende Einstellung, es wird mehr an zukünftige Erwerbschancen gedacht als die persönliche Entwicklung des Kindes.
Sehr gut beobachtet!
Bei Latein ist das noch viel klarer. Wenn die Entscheidung ansteht zwischen Französisch und Latein, dann ist zu beachten, daß Latein zwar eine völlig nutzlose, tote Sprache ist, aber daß ein Abitur ohne Latein ein Problem ist. Ohne Latein kannst du in Deutschland* weder Medizin noch Jura studieren, nicht einmal Pharmazie, Biologie oder Mathematik - sondern nur Technik oder Betriebswirtschaft
Technik ist sauschwer, da scheitern viele im ersten Semester - landen dann alle bei Betriebswirtschaft.
Nur - da gibt es in Deutschland bald mehr Steuerberater als Kleinbetriebe
Auf jede Kebabbude und jeden Friseursalon käme ein Steuerberater
Da kannst dann auch verhungern . . .
Um ein halbwegs sinnvolles Fach studieren zu dürfen (wo Input und Output noch in Relation stehen) brauchst du das Zeugnis in Latein - ohne dieses Papier bleibst du draußen
Dann hast Du eine nutzlose Allgemeinbildung. Mit Französisch kannst du im Urlaub an der Côte d'Azur auftrumpfen, aber das war's schon . . .
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Wichtig ist bei der Fächerwahl zu unterscheiden - soll die Persönlichkeit des Kindes gefördert werden (durch eine meist brotlose Kunst wie Malen, Zeichnen, Flöte spielen, Tanzen, Schauspiel, Geschichte, vergleichende Religionsforschung, Philosophie, Ideengeschichte, Ethik, Religion, Eurythmie, Bildhauerei, Autogenes Training, Yoga oder Joga, Zen-Buddhismus, Origami, Ikebana) - - oder soll das Kind Zutrittsrechte zu einem Brotberuf erwerben (Latein, Mathe, Englisch)
Reinrassige Schulen sind da völlig unsinnig. Verantwortungsvolle Eltern wünschen für ihre Kinder einen vernünftigen Mix.
Etwa 1/3 Persönlichkeitsförderung und 2/3 Brotberuf
Das kann aber nicht nach den Schulstunden am Vormittag gehen, das verfälscht
Wenn 80 % der schulfreien Nachmittagszeit für Büffeln in Mathe und Latein draufgeht, dann ist das zu viel
Auch Kaisersöhne hatten diesen Mix im Unterricht.
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*) In den USA und Australien sieht das anders aus
Dort ist Latein eben nicht Voraussetzung - das Sklavenhalterrecht des Alten Rom soll ja nicht Vorbild sein - oder es werden nur oberflächliche Lateinkenntnisse gefragt; die wichtigsten Hauptwörter wie 'Dolus' oder Begriffe wie 'clausula rebus sic stantibus' aber ohne die Vergangenheit und andere Feinheiten der Grammatik zu unterrichten