(08-11-2019, 15:50)eddyman schrieb:Ulan schrieb:Was mich bei Neufeld stoert, ist, dass er evidenzbasiertes Handeln als irrelevant bis schaedlich abkanzelt. Er hatte eine Einsicht - in der Religion nennt man das "Erleuchtung" - und danach handelt er. Auch bei Erleuchtungen sollte man erst mal schauen, von wo die kommt.
Also nochmal dazu, Neufeld hätte auch sagen können: Liebe ist alles. Nur "Bindung" passt hier einfach besser. Ich zumindest habe inhaltlich noch keine Behauptung gefunden, weder von Neubronner, Neufeld oder Bowlby, die mir nicht plausibel gewesen wäre. Es ist doch im Grunde hanebüchen, und eher eine Schande für den modernen Menschen, dass das nicht als selbsverständlich angesehen wird und erst durch Forscher eine "Theorie" daraus gemacht werden musste.
Diesen Leuten geht es darum, Prioritäten, die einer gesunden Intuition ohnehin klar sein sollten, öffentlich zu bekräftigen. Also dass Bindung die Grundlage ist für Erziehung, Unterrichtbarkeit, die Wiedereingliederung von Straftätern, usw. Wo genau liegt jetzt inhaltlich das Problem?
Nicht Forscher stellen eine Theorie auf, Neufeld hat das getan. Was er nicht tut, ist, diese Theorie mit Fakten zu unterfuettern.
Nicht alles, was plausibel erscheint, ist richtig. Oft genug ist es sogar falsch. Als Forscher erlebt man das immer wieder, und gerade weil ich selbst Forscher bin, weiss ich das zu genuege. Diese Einstellung, dass, nur weil etwas gut klingt und stimmig aussieht, dies tatsaechlich wahr sein muesste, ist schlicht naiv. "Gesunde Intuition" ist naemlich eine wertlose Hohlfloskel. Die haben wir naemlich alle, und die liegt leider sehr oft falsch. Oft genug muss man sich von liebgewonnenen, da so wunderbar eleganten und einleuchtenden, Theorien trennen, wenn man ploetzlich auf harte Fakten trifft und die so gar nicht mitspielen wollen.
Warum ziert er sich so, irgendetwas zu dokumentieren? Er reitet doch jetzt schon Jahrzehnte darauf rum.

