(16-10-2019, 14:52)Ulan schrieb: Schueler aus Waldorf-Schulen sind oft ziemlich erfolgreich
Hier soll man Ursache und Wirkung nicht vertauschen. Ich kannte ein Wunderkind, bei dem es sich zeigte, daß es unglaublich künstlerisch begabt ist. Ein normales staatliches Gymnasium hätte die künstlerische Laufbahn nicht gestattet, da muß am Nachmittag Mathe und Physik und Chemie und Fremdsprachen etc. gebüffelt werden und am Abend kann man nicht mit dem mehrstündigen Kunsttraining beginnen
Die Eltern bissen in den sauren Apfel und schickten das Kind in die teure Privatschule
In der Waldorf-Schule gibt es keinen Leistungsdruck und somit konnte sich das Kind auf die Kunstausbildung konzentrieren: jeden Nachmittag drei Stunden üben !
Aus dem Kind wurde tatsächlich ein Künstler
Aber die Sache ist riskant. Denn das Kind bekam kein Abitur
Hätte aus irgend einem Grund die Kunstkarriere nicht geklappt (in der Kunst herrscht ein beinharter internationaler Wettbewerb) oder hätte eine schwere Fingerverletzung die Kunstausbildung beendet, dann wäre das Kind ohne Abitur blöd dagestanden.
Und Beruf (Koch) hat es ja auch keinen gelernt in der Waldorf-Schule
Die Eltern haben hoch gepokert und die Sache klappte - das Kind wurde erfolgreicher Künstler
Aber das Risiko ist halt schon enorm
So viel ich weiß sind Waldorf-Schulen sehr lieb, es gibt keinen Wettbewerb zwischen den Schülern, alle sind lieb zueinander, es gibt keine Noten und keine Zeugnisse
Aber gerade der Umstand, daß es kein Abitur Zeugnis gibt, ist eben ein zweischneidiges Schwert
Die Eltern zahlen viel Geld, ich kann mir nicht vorstellen daß jemand bereit ist, viel Schulgeld nur dafür zu zahlen, daß kein Leistungsdruck vorhanden ist, die Schule hat wohl auch andere Werte . . . so viel ich weiß lernen und üben die Schüler Eurythmie
"Eurythmie" ist die Kunst beim reden die richtige Körpersprache auszuüben
Gefühle und Armbewegungen müssen zusammenpassen
Für einen Anwalt oder Staatsanwalt oder Richter wäre das ein No Go aber für Schüler kann das sicher wertvolle Wirkungen haben wenn man seine Gefühle beim reden auch körperlich zeigt
Ein altrömischer Demagoge der vor tausenden Menschen spricht, brauchte derartige Techniken um beim Volk Wirkung zu erzielen
Zuhörer die in 100 Schritt Entfernung standen, konnten so gut angesprochen werden
Doch heute in der Zeit des Fernsehens würde das lächerlich wirken, wenn ein Politiker in Nahaufnahme auf dem Bildschirm derart ausgeprägt gestikulieren würde, jedes seiner Worte mit fließenden großen Hand- und Armbewegungen untermalend
Was in der Ferne gut wirkt (100 Schritt), wirkt in der Nähe (Nahaufnahme durch die Fernsehkamera) übertrieben und damit vertrauensstörend
Die Befürworter der Eurythmie sagen jedoch, daß Eurythmie eben nicht für Reden vor Publikum gedacht ist, sondern als Selbstschulung
Somit dürfte das eine innere Wirkung beabsichtigen, wie ja auch bei der Meditation und beim Joga oder Yoga