(15-10-2019, 15:21)Burkl schrieb: Im Falle der Eucharistie bleiben die Akzidentien, d.h. Brot und Wein, gleich - aber das "innere" Wesen dieser Materie ändert sich, wird zum Leib und Blut Christi. Darum betet der Hl. Thomas in seinem Hymnus auf die Eucharistie "Adoro Te Devote":
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.
Nun, hier bleibt aber, dass die eigentliche Taeuschung hier angeblich ist, dass es aussieht wie Brot und Wein. Das macht die Angelegenheit nicht besser; im Gegenteil. Die Symbolik der "Einverleibung" des Leibes und Blutes Christi bleibt ja voll erhalten. Das ist im Prinzip dieselbe Idee, die auch hinter rituellem Kannibalismus in Papua-Neuguinea steckt.
Das ist so ein typischer Fall von "Wasch mich, aber mach mich nicht nass!". Der hier so vehement abgestrittene Zusammenhang ist fuer die Symbolik des Vorgangs eine notwendige Grundlage. Dazu kommt das Zusammenwirken verschiedener katholischer Dogmen, die in ihrer Gesamtheit nur den logischen Schluss zulassen, dass jemand, der abstreitet, dass hier der Leib und das Blut des tatsaechlichen Jesus, der auch tatsaechlich Mensch ist, verspeist wird, ein Ketzer ist.
Diese ganze Diskussion gab's aber glaube ich auch in diesem Thread schon.
@Felix: Meine Stossrichtung war schon etwas anders. Es ist auch keineswegs so, dass ich Burkls oder Deine Auslegung der Sache nicht verstehen wuerde; dieses Gefuehl der Verschmelzung mit Gott ist ja das Ziel des Rituals. Nur, das ist aehnlich auch das Ziel von rituellem Kannibalismus anderswo auf der Welt (die Verschmelzung mit dem Verspeisten), und das Bild des Kannibalismus ist ja aus irgendeinem Grund von irgendjemandem an der Wurzel des Christentums (der Bibel nach waere das Jesus selbst) bewusst gewaehlt worden. Wobei meine Bezeichnung des Vorgangs als "Bild" sich mit der spezifisch katholischen Auslegung schon wieder grundsaetzlich stoesst.
Aber hier in dem Thread geht's ja eigentlich nicht darum, wer jetzt Recht hat. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass manche Leute heutzutage die dahintersteckende Symbolik abstoesst. Ob das "viele" sind, weiss ich nicht. Es ist sicherlich auch nur ein einzelner Aspekt, wenn es um die Erosion des Christentums geht.