(27-09-2019, 17:03)Burkl schrieb:Ulan schrieb:Aber sicher sind die Evangelien eine andere Textgattung; als Geschichtsschreibung wuerde ich sie aber nicht beschreiben, auch wenn viele Neutestamentler das getan haben.
Sagen wir, angelehnt an die Juristen-Diktion, sie sind "sui generis", also von "eigener Art", nirgends anders zuordenbar.
Jedenfalls beanspruchen sie Historizität und sind gleichzeitig trotzdem auch tief transzendent, so als ob sie zwischen Himmel und Erde, Transzendenz und Immanenz "oszillieren".
Das meinte ich, als ich schrieb, dass eben keine Historiker, die der gebildeten Schicht angehoerten, diese Texte verfasst haben. Da sie von Glaeubigen selbst als religioese Erbauungsliteratur verfasst sind, fehlt ihnen die eigentlich notwendige Distanz zum Geschehen, wie Du richtig anmerkst, wenn Du davon sprichst, dass sie "zwischen [...] Transzendenz und Immanenz "oszillieren"". Die Texte vermischen die Ebenen dauernd.
Gerade dies ist aber der Grund, warum ihr Historizitaetsanspruch auf wackeligen Fuessen steht. Da weiss man nie so genau, welche Ebene gerade gewonnen hat. Dazu kommt das grundsaetzliche Problem, dass das Ur-Evangelium so ein wenig den Anschein macht, als sei es eigentlich eine Art Parabel.