12-08-2019, 22:47
Hallo Gert,
ich muss gestehen, dass ich Beitrag #3 von Guiseppe wohl etwas zu oberflächlich gelesen habe. Die „Klöpse“ sind mir gar nicht so aufgefallen. Dein Zitat Nr. 1 lautet im Original:
Das 2. Zitat hat noch einen Vor-Satz:
Dein Zitat Nr. 3 kommt hierin vor:
Der Aussage von Guiseppe widersprichst du wie folgt:
Demgegenüber beschäftigt sich Wissenschaft (Beispiel Physik) mit empirisch belegbaren (prüfbaren) Sachverhalten. Diesbezüglich gebe ich Guiseppe Recht.
Aussage 4:
Wenn Beispielsweise Messdaten „getürkt“ und so veröffentlichet werden, dann wird das irgendwann jemand nachmessen. Und wehe, wenn sich die nachgemessenen Werte partout nicht mit den alten Daten decken wollen! Natürlich ist es Aufgabe einer wissenschaftlichen Community, Daten nachzuvollziehen. Wird das versäumt, werden Irrtümer u. U. eine lange Zeit tradiert, wie der hohe Eisengehalt im Spinat.
Aber bei ideologisch immunisierten Glaubensaussagen kommt deren Eigenschaft als Phantasieprodukt niemals heraus – namentlich dann nicht, wenn sie 1900 Jahre alt sind.
ich muss gestehen, dass ich Beitrag #3 von Guiseppe wohl etwas zu oberflächlich gelesen habe. Die „Klöpse“ sind mir gar nicht so aufgefallen. Dein Zitat Nr. 1 lautet im Original:
(29-05-2019, 08:23)Giuseppe schrieb: Das Vertrauen des modernen Menschen gehört heutzutage nicht mehr den "Göttern in schwarzen Kutten", sondern den "Göttern in weißen Kitteln". Wissenschaftliche Beweisführung hat eine wesentlich größere Tragweite, als jedwedes Vertrauen, weil es gegen Beweise keine Einrede gibt. Die Gleichung "Wahrheit = Wissenschaft" ist statthaft.Du schreibst als Antwort darauf:
(12-08-2019, 19:33)Gert schrieb: Die erste Aussage ist in der obigen, allgemeinen Form falsch, da die Geschichte jeder Wissenschaft (ausgenommen jene der Mathematik) eine Geschichte der Irrtümer und nachfolgenden Korrekturen ist. Bei den fundamentalsten unter den Naturwissenschaften (Physik, Biologie, Chemie) lässt sich die obige Aussage allenfalls in der schwächeren Form „Höhere Einsicht + (formale) Richtigkeit = Wissenschaft“ artikulieren.Wie Sinai richtig angemerkt hat: „Wissenschaft ist eine Methode“ (genauer Methodenlehre). Diese Methoden ermitteln ganz sicher keine Wahrheiten, sondern Fakten und deren Zusammenhänge. Und ja, der Weg von ersten Hypothesen bis zum Endprodukt „Theorie“ ist meist ein steiniger Weg voller Irrtümer. Nicht einmal die Formel: „Höhere Einsicht + (formale) Richtigkeit = Wissenschaft“ dürfte zutreffen. Da steckt mir schon zu viel Philosophie hinsichtlich dessen drin, was „Einsicht“ umfasst. Wenn ich als Wissenschaftler ein Modell erschaffen kann, was die Fakten reproduziert, dann war meine Arbeit erfolgreich. Ich muss nicht einsehen können, warum das Modell funktioniert. Modelle funktionieren meist deshalb, weil bestimmte Randbedingungen erfüllt sind. Werden diese verlassen (z. B. die der Newtonschen Physik im Falle extremer Gravitation oder extremer Geschwindigkeiten), dann versagen die (alten) Modelle. Es ist also durchaus so, dass es gegen (empirische) Beweise durchaus Einreden gibt. Sie müssen halt ihrerseits prüfbar sein.
(12-08-2019, 19:33)Gert schrieb: „Richtigkeit“ und „Wahrheit“ sind aber zwei ganz unterschiedliche Begriffe.Korrekt!
(12-08-2019, 19:33)Gert schrieb: (Theologen werden jetzt aufjubeln, und darin eine Bestätigung des Gedankens von Thomas v. Aquin sehen, der die göttliche Wahrheit als einen der Vernunft unzugänglichen, sich über alles Irdische wölbenden Himmel sah. Aber das ist – im Rahmen der obigen Beweisführung - natürlich Käse.)Gewiss! Nur, das liegt daran, dass Theologen gerne mal „schummeln“. Sie verschieben unklare Soll-Vorstellungen für unser Zusammenleben (Beziehungsebene, Soll-Ebene) hinter einem Nebelschleier, damit man ihre Schluderei nicht bemerkt.
Das 2. Zitat hat noch einen Vor-Satz:
(29-05-2019, 08:23)Giuseppe schrieb: Obwohl wissenschaftliche Arbeiter nicht behaupten, die "Wahrheit Gottes" zu verkündigen, geht es auf dem Gebiet der Wissenschaft immer um das absolut Richtige, ohne dass dies besonders betont werden muss. Das Selbstverständliche an der Wissenschaft ist, dass jeder Irrtum ausgeschlossen ist, da es sich sonst nicht um Wissenschaft handeln kann, sondern lediglich nur um Annahmen, Vermutungen und Theorien.Du hast vollkommen Recht: Das sind inakzeptable Aussagen in Bezug auf „Wissenschaft“. Das liegt im Wesentlichen an den weltanschaulichen Urteilen, die in der Methodenlehre namens „Wissenschaft“ nichts zu suchen haben! „Jeder Irrtum … ausgeschlossen“, „absolut Richtiges“ sind unzulässige Vor-Urteile, obwohl das nicht gleich offensichtlich ist.
Dein Zitat Nr. 3 kommt hierin vor:
(29-05-2019, 08:23)Giuseppe schrieb: Die Aufgabe der Mission besteht in der Überlieferung von Aussagen. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Forschung besteht in der Prüfung von Aussagen. Glaube und Naturwissenschaft sind Kontrastzwillinge, die auf unterschiedlichen Pfaden wandeln, und sich gegenseitig nicht behindern. Es sind die beiden Flügel des denkenden Menschen. Für den Glauben steht Gott am Anfang aller Dinge, für die Naturwissenschaft liegt Gott außer Reichweite.Im Grunde genommen sind dies Feststellungen, die zumindest für die wissenschaftliche Methodik ihrer Definition entsprechen.
Der Aussage von Guiseppe widersprichst du wie folgt:
(12-08-2019, 19:33)Gert schrieb: Wenn Physik per definitionem die Lehre alles Seienden (unter Einschluss transzendentaler Aspekte) ist, dann zeigt sich jede Theologie als Teilgebiet der Physik. Mithin auch der Gottesbegriff. (In diesem Zusammenhang sei auf die Theorie des Kosmologen Frank Tipler verwiesen, der eine physikalisch-mathematische Struktur – den Omegapunkt (=Raum-Zeit-Endsingularität) – als Gott interpretiert, und ihm damit die Attribute der Allwissenheit und Allmacht glaubwürdig zuordnen kann. )Nein, denn hier wird u. a. von Frank Tipler ein alter „Kategorienfehler“ zementiert, der wohl unausrottbar ist: Das Konzept „Gott“, „Göttliches“ usw. ist ein Glaubenskonstrukt und entstammt somit der Beziehungsebene. Und vor allem ist es ein vor jeglicher Erfahrung frei wählbares Konstrukt, dessen Ursprung in gesellschaftlichen Entwicklungen (Tradition) zu finden ist.
Demgegenüber beschäftigt sich Wissenschaft (Beispiel Physik) mit empirisch belegbaren (prüfbaren) Sachverhalten. Diesbezüglich gebe ich Guiseppe Recht.
Aussage 4:
(29-05-2019, 08:23)Giuseppe schrieb: Der Betrug auf religiösem Gebiet verblasst vor dem Betrug auf wissenschaftlichem Gebiet.
(12-08-2019, 19:33)Gert schrieb: Die Aussage 4 ist mir in dieser Allgemeinheit nicht verständlich, sie dürfte von der konkret betrachteten Wissenschaftsdisziplin abhängen. Im Fall der Gendertheorie stimme ich vorbehaltlos zu, im Fall der Mathematik nicht, denn mathematische Theoreme sind kein Betrug. (Allenfalls langweilig und unnütz….)Genau genommen lamentiert Guiseppe hier über die allgemeine Unehrlichkeit. Die wissenschaftliche Methodik hat wenigstens den Vorteil, dass man die Aussagen überprüfen kann, was man von theologischen Aussagen nicht behaupten kann.
Wenn Beispielsweise Messdaten „getürkt“ und so veröffentlichet werden, dann wird das irgendwann jemand nachmessen. Und wehe, wenn sich die nachgemessenen Werte partout nicht mit den alten Daten decken wollen! Natürlich ist es Aufgabe einer wissenschaftlichen Community, Daten nachzuvollziehen. Wird das versäumt, werden Irrtümer u. U. eine lange Zeit tradiert, wie der hohe Eisengehalt im Spinat.
Aber bei ideologisch immunisierten Glaubensaussagen kommt deren Eigenschaft als Phantasieprodukt niemals heraus – namentlich dann nicht, wenn sie 1900 Jahre alt sind.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard