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Kann die Wissenschaft moralische Werte festlegen?
(20-01-2019, 17:57)Holmes schrieb: ... ich versuche zu erklären, dass es widersprüchlich ist zu behaupten, dass aus deskriptiver naturwissenschaftlicher Beschreibung keine normativen Aussagen geformt werden können, weil die Voraussetzungen von Hume falsch sind.
Nehmen wir Letzteres einmal als gegeben hin! In diesem Fall ist die Feststellung Humes lediglich offen. Jedoch muss deshalb ihr Gegenteil nicht korrekt sein.

Was also bleibt, abgesehen davon, dass methodische "Beschreibung" nicht selbst schon "Bewertung" ist.

Wir kommen damit zu einer Gesamtschau auf die Menschheit, quasi vom Weltall aus gesehen. Das gesamte gesellschaftliche Geschehen ist in diesem Fall Gegenstand naturwissenschaftlicher Beschreibung. Also werden auch die diversen weltanschaulichen Vorstellungen in die Beschreibung einbezogen. (Alle Vorstellungswelten werden anteilmäßig mit ihren Wirkungen z. B. auf Zufriedenheit, Fortpflanzungserfolg, Ressourcenverbrauch, .... beschrieben = Deskriptoren, was wie oft vertreten, wie oft angewandt mit welchen Erfolgen.)

Sagen wir, das steht alles in einer dicken Studie.

Bist du sicher, dass es darin ein stringentes Optimum ganz bestimmter Verhaltensweisen gibt, die man dann als "moralisch" bezeichnen kann? Vor allem, wer vollzieht diesen Schritt, welche Autorität? Und könnte diese Autorität nicht auch ein Nebenoptimum aussuchen?

Richtig ist sicherlich, dass sich in Vorstellungen von Moral historische Lerneffekte abbilden hinstichtlich dessen, was sich für uns Menschen als angenehmer, sicherer, nützlicher usw. anfühlt. Dazu ist aber ein Kollektiv (welcher Größe, gar die gesamte Menschheit?) erforderlich. Und ist das dann immer noch eine methodisch-naturwissenschaftliche Beschreibung?

Ich muss sagen, dass ich der Vermischung deskriptiver Beschreibung mit normativen Vorstellungen nichts abgewinnen kann. Allzu leicht fließen normative Vorstellungen in das Beschriebene ein - meist in der Form, dass die Beschreibung selektiv erfolgt.

(20-01-2019, 17:57)Holmes schrieb: Es macht auch keinen Sinn zwischen deskriptiver Wissenschaft und normativer Wissenschaft zu unterscheiden, weil es keine normative Wissenschaft gibt in dieser Weltsicht.
Eben! Deswegen ist alles Normative auch keine Wissenschaft, sondern Ausfluss und Folge gesellschaftlicher Vorgänge. Und die sind größtenteils volatil, wenn nicht sogar irrational. Das heißt, unsere "dicke Studie" ist bestenfalls eine Momentaufnahme der menschlichen Befindlichkeit mit regionalen Unterschieden.

(20-01-2019, 17:57)Holmes schrieb: Das Fragen nach dem "sollen" ist auch komplett unnötig, wenn wir von einem materialistischen Weltbild ausgehen.
Dem stimme ich keineswegs zu. Wir brauchten keine Gesetze, wenn die Frage nach dem Sollen unnötig wäre.

Wie oben gefragt: Bist du über alle Zeiten und Situationen hinweg sicher, dass die "dicke Studie" nur ein optimales und damit moralisches Verhalten anzeigt?

(20-01-2019, 17:57)Holmes schrieb: Ich sage wenn die Naturwissenschaft keine normativen Aussagen
ableiten kann, dann kann es erst recht keine andere Wissenschaft ...
Ganz recht!

(20-01-2019, 17:57)Holmes schrieb: ... und mit Sicherheit keine Gesellschaftskonventionen, denn alles worauf man sich doch einigt endet in einem ideologischen Absolutheitsanspruch der keinen Sinn macht.
Nein, unser Rechtsstaat ist das beste Gegenbeispiel. Gesetze werden in jüngerer Zeit mit einem Verfallsdatum beschlossen. Ändern sich die (gesellschaftlichen) Verhältnisse, müssen sie angepasst werden. Absolutheitsansprüche folgen vielfach aus religiösen Vorstellungen.

Das Beispiel mit der Menschenwürde habe ich nicht verstanden; aber da bin ich nicht allein.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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RE: Kann die Wissenschaft moralische Werte festlegen? - von Ekkard - 21-01-2019, 01:09

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