(13-01-2019, 12:49)Gundi schrieb:(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb:(12-01-2019, 20:47)Gundi schrieb:(12-01-2019, 12:07)Holmes schrieb: Wie schon vorher erwähnt, wenn die Biologie diesen moralischen Kompass bildet,
Jetzt fängst du schon wieder an, dass die Biologie selbst die Moral vorgeben würde.
Dann muss ich dich wieder fragen, wie konkret das aussehen soll? Wie kommt die Biologie von einer Sein-Aussage (Lebenserhaltungstrieb) zu einer Soll-Aussage (kein Mensch darf getötet werden).
Im Grunde hast du es in Beitrag #30 auf den Punkt gebracht:
"Meine Behauptung ist, dass man biologisch festellen kann, dass der Mensch etwa ein Bedürfnis hat zu überleben und das einzige Axiom das du hier ziehen musst, ist das dieses Bedürfnis deine Sollaussage herstellen soll."
Hier gibst du doch zu, dass Moral eben nicht aus der Biologie selber kommt, sondern durch ein Axiom (das nicht biologisch begründet wird) entsteht.
Und ein solches Axiom gründet auf einer Weltanschauung.
Ein solches Axiom, wie ich auch schon in etlichen Beiträgen davor beschrieben hat, gründet nicht auf einer Weltanschauung, sondern auf der wissenschaftlichen Methode,
Dann zeige das doch endlich einmal!
Ich habe nun schon mehrfach gefragt, wie die Biologie von der Seins-Aussage zur Soll-Aussage logisch (und naturwissenschaftlich) kommen soll.
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: denn wenn du meinst hier liegt eine Weltanschauung vor, dann bitte begründet eure Behauptungen doch.
Wie wäre es, wenn du deine Behauptung mal begründen würdest?
Das Axiom "menschliches Leben ist zu schützen" wird unter der Vorraussetzung getroffen, das Leben einen gewissen Wert hat (und damit schützenswert ist) --> die Zuordnung von Wertungen erfolgt nicht in den Naturwissenschaften sondern in den Weltanschauungen --> ergo: genanntes Axiom ist ein weltanschauliches
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Jetzt auch noch einmal, vlt besser verständlich als es davor ist, denn das Axiom selber hängt von der Biologie ab.
Biologische Erkenntnisse können Weltanschauungen prägen. Das bezweifelt hier auch niemand. Wir kritisieren lediglich, wenn du behauptest die Wissenschaft Biologie könnne Moral vorgeben.
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Weiterhin enthalten sonst Axiome der Mathematik und Physik auch weltanschauliche Elemente und damit kritisiert ihr nicht nur mein Axiom, sonder das Axiom der Naturwissenschaften.
Die Axiome der Naturwissenschaften beziehen sich aber nicht auf Moral und Werte, sondern auf naturwissenschaftliche Modelle. Daher gibt es hier auch keine Grenzüberschreitung.
(13-01-2019, 02:44)Holmes schrieb: Ich verstehe deinen Einwand auch nicht Mustafa, du beschreibst, dass die Instinkte, Triebe, Bedürfnisse und die Kultur den Moralischen Kompass bestimmen, all das lässt sich doch letztlich auf die Biologie reduzieren?
...
Ich denke wo hier der Hauch herkommt, ist die Betrachtung, dass es nicht die Biologie den Menschen ausmacht, sondern der Mensch einen geistigen Teil, der nicht Naturwissenschaftlich erfasst werden kann und die Biologie deswegen nicht als Richter für die Moral herangezogen werden kann. Moral ist nichts geistiges auch Kultur ist nichts geistliches, sondern lässt sich auf Prozesse reduzieren, die sich durch die naturwissenschaftliche Methode beschreiben lassen. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht perfekt funktioniert, aber ich habe lieber ein Maßstab, der nicht ideologischer Natur ist, wie die jetzige Moralvorstellung die wir haben.
Natürlich lässt sich alles auf naturwissenschaftliche Prozesse zurückführen. Es gibt keinen vom Körper unabhängigen Geist.
Nur geht es darum nicht.
Die Biologie kann wunderbar untersuchen, warum der Mensch so funktioniert wie er funktioniert. Warum der liebt, hasst, Empathie empfindet etc. Und ja, auch warum wir Moralvorstellungen haben.
Die Biologie (als Wissenschaft) kann aus diesen Erkenntnissen aber keine Moral ableiten. Denn aus dem Selbsterhaltungstrieb folgt eben nicht logischerweise, dass Leben zu schützen sei. Warum auch?
Genauso gut könnte man aus der Evolutionstheorie schlussfolgern, dass es vollkommen egal ist ob wir sterben oder nicht, das Leben wird weitergehen.
Man kann unzählige, teils wiedersprüchliche Moral mit biologischen Erkenntnissen begründen. Nur gründet alles das immer auf schon vorher getroffenen weltanschauliche Ansichten.
Ich verstehe vor allem nicht, warum du permanent die Vielfalt an Möglichkeiten ignorierst, die sich ergeben wenn man die Biologie als Grundlage nimmt.
Du magst vielleicht sagen, Leben sei schützenswert, weil es einen Selbsterhaltungstrieb gibt. Ein anderer sagt, dass dies kein Argument ist, da es in der Biologie immer schon "Fressen und Gefressen werden" gab. Wieder ein anderer sagt, dass das Individuum in vielen biologischen Systemen keine Rolle spielt und nur die Gemeinschaft zählt und man dieses biologische Prinzip auf menschliche Gesellschaften übertragen sollte.
Drei unterschiedliche Ansichten, die sich alle auf die Biologie berufen.
Dein Axiom besteht doch darin, dass die Naturwissenschaften keine Sollens-Aussage produzieren, aber ich sage das haben sie schon längst gemacht, indem sie sich dem nutzen verschrieben hat. Ich gehe lediglich einen Schritt weiter. Ich habe das probiert in meinen vergangen Beiträgen zu erklären.
Logisch gesehen, also aus einer metaphysischen Sicht, gibt es keine Gewissheiten, also keine objektiven Gewissheiten, trotzdem akzeptiert man den Fakt, dass die Naturwissenschaft einen objektiven Fakt produzieren kann. Ich sehe hier ganz klar eine Sollens-Aussage oder es wird ganz einfach den Naturwissenschaften schon von Anfang an ein größerer Wert zugeschrieben. Man stellt logisch fest, dass es keine objektiven Gewissheiten geben kann, aber "einigt" sich darauf, dass man trotzdem objektive Fakten über die Welt brauch. Hier sehe ich ganz klar einen Gesellschaftsvertrag, der sich darauf geeinigt hat, dass es einen größeren Wert hat objektive Fakten zu produzieren, als sie zu subjektivieren. Also sehe ich hier auch eine Weltanschauung, nämlich die, dass die Naturwissenschaft einen größeren Wert hat für die Menschen, als z.B die Metaphysik oder andere Geisteswissenschaften.
Das merkt man auch in der Gesellschaft, denn die Geisteswissenschaften spielen heute eine immer kleinere Rolle, deswegen sehe ich hier auch eindeutig einen Beweis dafür, dass hier mit einer Weltanschauung hantiert wird. Nun Frage ich mich aber, kann es überhaupt eine Methode geben, die nicht ohne eine Weltanschauung funktioniert? Ich denke nicht, denn wir befinden uns im "Esel-Problem", das Futter das wir brauchen liegt gleich weit entfernt und ohne einen Wert in die eine oder andere Richtung geht es nicht weiter. Man landet im Nihilismus. Nun muss man sich entscheiden Wertlosigkeit oder Werte-Gemeinschaft. Diese Werte-Gemeinschaft in der wir gelandet sind ist aber nicht aus Zufall entstanden, sondern wir waren eben nicht der antriebslose Esel, sondern wir wurden angestoßen von der Biologie und unseren "Trieben", deswegen hat die Natur uns diese Entscheidung abgenommen und sind eben nicht in dem Dilemma gelandet. Es ist ein Symmetriebruch, der stattfinden muss, damit ein Phasenübergang stattfinden kann.


