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Kampfergeist und Hildegard von Bingen
#3
(09-01-2019, 00:48)Bion schrieb:
(08-01-2019, 20:09)Sinai schrieb: Sicher hinterließ er reichhaltige Literatur. Da er Jahrhunderte vor der Kirchenspaltung wirkte, sind seine Lehren sowohl westkirchlich als auch ostkirchlich
Hildegard von Bingen hat diese Lehren des Aëtios (nicht nur den Kampfer) studiert und in die deutsche Pharmazie eingebracht.

Woher weißt du das?

Gute Frage.
Wie ich schon andeutete, kann man all das heute nur mehr rekonstruieren:
(08-01-2019, 20:09)Sinai schrieb: Durch den Artikel in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 1907 können wir diese Zusammenhänge rekonstruieren. Es waren eben nicht die Engel, die Hildegard lehrten, sondern sie hatte in alten griechischen Schriften geschmökert.
Da ihren Zeitgenossen (Bauern, Arme, aber auch Bernhard von Clairvaux) die Wahrheit nicht zugemutet werden konnte (medizinische Rezepte aus Südostasien; das Wort Sanskrit durfte ebenfalls nicht erwähnt werden) erzählte sie halt liebenswürdige Legenden, die mit dem damaligen Zeitgeist kompatibel waren


Hildegard von Bingen war eine Frau des 12. Jahrhunderts und war religiös und pharmakologisch aktiv.
Kein leichter Stand damals . . .
Natürlich konnte sie ihre Quellen nicht veröffentlichen. Wenn sie ein griechisches Buch eines zwar christlichen, aber in Ägypten studierten Mediziners aus Mesopotamien genannt hätte, der eine Bezeichnung aus dem Sanskrit erwähnte, und zwar für eine Medizin aus dem heidnischen Indien oder Südostasien, wäre sie verfolgt worden.

Sie schrieb halt Sachen wie das:

(09-01-2019, 00:48)Bion schrieb: Das, was Hildegard über den Kampfer schreibt (Physica 1.40), klingt jedenfalls recht kurios:

"Kampfer nun, also ein Harz, das aus Bäumen austritt, enthält in sich blanke Kälte und eine scharfe Wirkkraft wie die Wirkung im Stein. Aber der Baum, aus dem der Kampfer ausschwitzt, hat in sich scharfe und reine Kälte und seine Beschaffenheit ist rein. Wo immer deshalb sein Holz oder die Blätter oder das Harz sind, können die magischen Künste und die Trugbilder der Luftgeister nichts ausrichten, sondern sie verschwinden durch seine Gegenwart…" (Was immer sie damit meinen mag)

In ihren Schriften mischt sich das naturwissenschaftliche Nichtwissen des 12. Jahrhunderts mit Aberglauben, aber auch hoher Gottesfurcht und tiefer Religiosität, dem Geschwurbel einer mittelalterlichen Frau, innigster Nächstenliebe mit der Notwendigkeit zur Legendenbildung zwecks Verschleierung der Quellen zum eigenen Schutz zu einem unverständlichen Text

Wenn wir uns heute mit ihrem Wirken befassen, so erkennen wir aufopfernde Nächstenliebe und tiefe Religiosität.

Ihre Quellen verschweigt sie freilich

Nun kann man entweder glauben, daß sie ihr medizinisches Wissen von Engeln hatte - oder man kann glauben, daß sie es aus Schriften hatte
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RE: Kampfergeist und Hildegard von Bingen - von Sinai - 09-01-2019, 11:47

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