(07-01-2019, 12:56)Bion schrieb: Vorausschicken möchte ich, dass ich die Auszugsgeschichte mit allen ihren Details für unhistorisch halte.
Wie ist das zu verstehen ?
Wie ist Deine Version vom Auszug - oder vertritts Du die Ansicht, daß ein Auszug nie stattgefunden hat ?
(07-01-2019, 12:56)Bion schrieb: Wenn "jam suf" (Ex 15,4 und an vielen anderen Stellen des Alten Testaments) mit Schilfmeer übersetzt wird, dann sollte man das als korrekte Übertragung der besagten Stelle entgegennehmen. Rosenzweig/Buber und viele andere hervorragende Kenner des Hebräischen und haben so übersetzt.
Welchen Nutzen sollte es denn bringen, Übersetzungen zu hinterfragen . . .
Sicher haben hervorragende Kenner des Althebräischen die Interpretation "Schilfmeer" gewählt.
Wie ich schon sagte:
New Jewish Publication Society of America Version of the Tanakh . . . "Sea of Reeds" . . . also "Schilfmeer"
Stone Edition Tanach' from Mesorah Publications Ltd. Brooklyn, New York . . . "Sea of Reeds" . . . also "Schilfmeer"
Andere hervorragende Kenner des Althebräischen wählten jedoch andere Interpretationen:
Jewish Encyclopedia (New York, 1906) . . . "Red Sea", also "Rotes Meer"
Authorized King James Version of the Christian Bible . . . "Red sea", also "Rotes Meer"
Es ist also schon zu hinterfragen, warum es da unterschiedliche Interpretationen gibt. So eindeutig dürfte das Ganze wohl doch nicht sein.
Wir beide vertreten zum Buch Exodus unterschiedliche Positionen. Während Du die Auszugsgeschichte mit allen ihren Details für unhistorisch hältst und somit verwirfst, bemühe ich mich die Details richtig zu interpretieren, was nach so langer Zeit allerdings sehr schwierig ist, da die althebräische Sprache der Bibel schon sehr alt ist
"Sprachwissenschaftlich gesehen ist (Alt-)Hebräisch ein südkanaanäischer Dialekt des 1. Jahrtausends v. Chr." Hebräische Sprache - Wikipedia
Bibelübersetzungen hinterfragen zu können ist ein mühsam erkämpftes Menschenrecht. Wir sind derzeit in der glücklichen Lage, hier keiner vorgegebenen Linie folgen zu müssen. Es ist wohl das Recht der Menschen, zu erfahren was in biblischen Zeiten wirklich geschah. Natürlich bin ich nicht so naiv, alles wörtlich zu nehmen - da manches symbolhaft war. Und gerade für eine derartige Unterscheidung - was ist wörtlich - was ist Symbolsprache bedarf es des Vergleichs
Wenn nun der Thorakenner Buber "Schilfmeer" schreibt - aber das wohl ebenfalls aus anerkannten Thorakennern bestehende Autorenkollektiv der Jewish Encyclopedia "Red Sea" schreibt, dann ist das ein Punkt zum hinterfragen
Man erkennt, daß "jam suf" offenbar kein eindeutig definierter Begriff ist, beim Lesen des Althebräischen Wörterbuchs stößt man dann auf eine Fülle von Interpretationsmöglichkeiten.
Darum ist es ja ein "Religionsforum" um derartige Widersprüche der Fachliteratur aufzuzeigen und - bei Interesse - zu diskutieren
Wenn man die unterschiedlichen Meinungen sieht, dann muß man nicht zwangsläufig davon ausgehen, daß ein Meer (!) geteilt wurde, sondern kann durchaus eine natürliche und sehr plausible Variante herauslesen: daß es eben ein leerer Deich war, der geflutet wurde
Derartige große Deiche, in denen die Besatzungen von sechshundert Streitwagen ertrinken können, gab es wohl im Land am Nil


