(06-01-2019, 01:35)Geobacter schrieb:(05-01-2019, 22:55)Ulan schrieb: Na ja, auf "gerichtet" habe ich mich deshalb eingelassen, weil das als Aussage recht inhaltsleer ist.
(Die) Evolution kennt kein Ziel.
Variationen entstehen zufällig.
Du argumentierst an meiner Aussage vorbei. Ich habe darauf hingewiesen, dass aus der Sicht des "jetzt", aus der Noumenon argumentiert hat, der Prozess, der zu diesem Punkt gefuehrt hat, wie auf diesen Punkt gerichtet aussieht. Das ist eine banale Aussage und tangiert die Zufaelligkeit der Variationen nicht. Selektion ist naemlich nicht zufaellig, und deshalb sieht es halt so aus, als wuerde alles so "wunderbar" passen.
(06-01-2019, 01:35)Geobacter schrieb: Andern sich die Rahmen-Bedingungen der Überlebensnische, dann geht es auch den bisher bestens angepassten "an den Kragen". Der lange Hals einer Giraffe kann sich als höchst nachteilhaft erweisen, wenn sie sich fortan bücken muss, um zu fressen. Milliarden Menschen die bestens an eine hochtechnisierte Zivilisation angepasst sind, haben das selbe Problem wie die Giraffe, wenn mal der elektrische Strom etwas länger ausfällt.
Genau. Darauf habe ich mehrfach hingewiesen.
(06-01-2019, 01:35)Geobacter schrieb: Begriffe wie "die Komplexität" haben von daher in der Evolution nichts zu suchen. Das Komplexe ist allein eine Eigenschaft des menschlichen Auges. Die Mechanismen der Evolution sind hingegen sehr einfach. Sie basieren einfach nur auf Versuch und Irrtum. Und es ist der Evolution völlig egal, ob daraus etwas wird.
Wir sollten Begriffe nicht nur deshalb in die Tonne werfen, weil Kreationisten sie missbrauchen. Dass Evolution in Richtung auf komplexere Organismen geht, ist allein an dem Auftauchen multizellulaerer Organismen zu sehen, die natuerlich einen sehr viel komplexeren Organisationsgrad haben, als es Einzellergemeinschaften haben. Auch Oekosysteme tendieren dazu, waehrend stabiler Phasen immer komplexer zu werden, wobei sich die Mitglieder der Oekosysteme durch ihr gegenseitiges Wechselspiel immer weiter differenzieren. Dieser Prozess ist natuerlich trotzdem vollkommen passiv. Dass Aussterbeereignisse einen Gutteil dieser Komplexitaet wieder zerstoeren, ist klar. Trotzdem scheint es so, dass die Erholungszeiten von Aussterbeereignissen nach dem Palaeozoikum kuerzer wurden, was fuer ein Ueberleben einiger Fortschritte im Genom spricht.
Was natuerlich vollkommener Quatsch ist, ist das Gerede von "nichtreduzierbarer Komplexitaet", wie Behe es angefangen hatte. Das ist in der Tat ein vollkommenes Missverstaendnis dessen, wie Evolution laeuft.
Du musst mir uebrigens nicht erklaeren, dass der Zusammenhang von Komplexitaet und Ueberlebenserfolg nicht immer so einfach ist. Ich persoenlich habe mit zwei einzelligen Rotalgen gearbeitet, die beide naeher verwandt waren und den mehr oder weniger gleichen Lebensraum bewohnten, die Einzellermatten vulkanischer Gewaesser. Eine Art ging den Weg von winziger Groesse, winzigem Genom, setzte auf nur eine einzige Kohlenhydratquelle in Abwesenheit von Licht, war also ein Beispiel fuer Reduktion auf ein Minimum. Dafuer hatte die Art rasante Teilungsraten und konnte Konkurrenten ueberwachsen. Die Schwesterart ist um einiges groesser, besitzt ein vielfach groesseres Genom, hat eine sehr stabile Zellwand, kann glaube ich 14 Kohlenhydratquellen verarbeiten, ueberlebt mindestens ein halbes Jahrhundert mehrere Zentimeter in Vulkangestein, etc. Hier war es also, im Gegensatz zur "Normal"regel so, dass der simple Organismus die "Schoenwetter"variante war, waehrend die komplexere Variante diejenige war, die auf das Ueberleben harter Zeiten eingestellt war.
Die meisten Lebewesen auf dieser Erde sind Einzeller. Die meisten Evolutionsdiskussionen vergessen, dass es die gibt, so dass man ein wenig vorsichtig sein muss mit generellen Behautpungen. Wenn wir "Evolution" beschreiben, geht's eigentlich immer um den sowieso schon komplexen Zweig der grossen mehrzelligen Organismen.
@Adamea:

War das jetzt ein Gebet?